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Transcript

transnationale beziehungen zwischen Bochum und Donezk

Zwangsarbeit zwischen 1939 und 1945 in Bochum

und ihre Bedeutung für die Entstehung aktueller transnationaler Beziehungen zwischen Bochum und Donezk

WEItER

erstellt von Svenja Schilling im Rahmen einer Forschungsarbeit an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum

Die Jahrhunderthalle wurde 1902 vom Bochumer Verein gebaut und als Gebläsemaschinenhalle genutzt. Der Bochumer Verein beschäftigte während des Zweiten Weltkriegs tausende Zwangsarbeiter:innen aus West- und Osteuropa unter menschenunwürdigen Bedingungen. Quellen: Lernen durch Erinnern (k. A.): Biparcours „Verfolgung und Zwangsarbeit – Innenstadt und Stahlhausen“ Bildquelle: Bochumer Veranstaltungs-GmbH

transnationale beziehungen zwischen Bochum und Donezk

WEItER

Quelle: Tagesschau (2022): Angriff auf die Ukraine - Russland hat den Krieg begonnen, WAZ (2022): Ukraine-Konflikt - Bochum: Menschen aus Partnerstadt Donezk zweite Heimat geben

Insbesondere seit der russischen Invasion im Februar 2022 rücken die Beziehungen zwischen Deutschland und der Urkaine zunehmend in den Fokus deutscher Medien.

Auch auf lokaler Ebene in Bochum und Donezk wirkt sich der Ukraine-Konflikt in vielerlei Hinsicht aus.

transnationale beziehungen zwischen Bochum und Donezk

Wie kam es zu der engen Beziehung zwischen den beiden Städten?

Bildquelle: Stadt Bochum

Gerade in Zeiten der Krise zeigen die umfassenden, lokalen Hilfsstrukturen von Spendenaufrufen bis Notfallpaketen, getragen durch die offizielle Städtepartnerschaft zwischen Bochum und Donezk sowie die Arbeit der Gesellschaft Bochum-Donezk e. V., welch tiefgreifende politische, ökonomische und sozial/kulturelle Beziehungen zwischen Bochum und Donezk bestehen.

Bildquelle: Stadt Bochum

transnationale beziehungen zwischen Bochum und Donezk

Bildquelle: Stadt Bochum

Wir blicken auf eine lange Historie zurück

Bereits während des Zweiten Weltkriegs kamen osteuropäische Zwangsarbeiter:innen nach Bochum

Schon 1930 herrschte Arbeiter:innenmangel in Deutschland. Durch den Zweiten Weltkrieg stieg der Bedarf an Arbeitskräften weiter. Um den Mangel zu decken, wurden über 10 Millionen Männer und Frauen aus den besetzten Gebieten nach Deutschland verschleppt. In Bochum kamen die Zwangsarbeiter:innen unter anderem aus Frankreich und Italien, aber zum Großteil aus Osteuropa. Nach Bochum wurden außerdem auffällig viele ukrainische Arbeiter:innen aus dem Donbass deportiert. Im Ruhrgebiet wurden die Arbeiter:innen vorwiegend für den Bergbau, die Rüstungsindustrie, aber auch in der Bauwirtschaft und anderen Groß- und Kleinbetrieben eingesetzt.1943 gab es rund 17.000 Zwangsarbeiter:innen in Bochum, im Herbst 1944 stieg die Anzahl auf mindestens 32.500 Zwangsarbeiter:innen, wobei die genaue Zahl aufgrund der hohen Fluktuation unbekannt ist.In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs machten sich viele Zwangsarbeiter:innen auf eigene Faust auf den Heimweg. Später bestand die sowjetische Regierung auf die Auslieferung der ehemaligen Zwangsarbeiter:innen. Nach ihrer Rückkehr standen die Arbeiter:innen unter generellem Kollaborationsverdacht und wurden nach ihrer Rückführung wochenlangen Untersuchungen unterzogen und zum Teil inhaftiert.

Bildquelle: Russia Beyond

Quelle: Stadt Bochum (k. A.): Zwangsarbeiter im NS-Staat und ihr Schicksal in Bochum; Waltraud Jachnow (2002): .. und die Erinnerung tragen wir im Herzen: Briefe ehemaliger Zwangsarbeiter - Bochum 1942-1945

Bildquelle: Lernen durch Erinnern

Bedingungen in Zwangsarbeitslagern In den Lagern herrschten menschenunwürdige Bedingungen. Neben der harten Arbeit und Unterernährung fehlten in vielen Lagern Toiletten und Waschräume, was die Ausbreitung von Ungeziefer und Seuchen förderte. Ein Bericht von Mitarbeiter:innen des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete, welche Ende der Jahres 1942 das Ruhrgebiet besuchten, um sich über den Einsatz sowjetische Zivilarbeiter:innen ein Bild zu machen, unterstreicht die miserablen Zustände:„Bochumer Verein in Bochum: Arbeiter furchtbar heruntergekommen, Stimmung katastrophal, Lager vernachlässigt und dreckig. Essen unzureichend, Prügel. Familie auseinandergerissen. Fluchtversuche sogar von Frauen. Essen als Prämie – erst Leistung, dann Betreuung. Keinerlei Verständnis bei Leitung [...]." Viktor Schmitko, welcher als 16-jähriger verschleppt und von 1942 bis 1945 bei der Firma Gebr. Mönninghoff Zwangsarbeit leistete, beschreibt ähnliche Bedingungen: „Wir legten uns schlafen und wachten auf mit dem einzigen Gedanken an Essen. Wir legten uns hungrig schlafen und standen hungrig wieder auf. Das war schwer zu ertragen. Ich arbeitete in der Schmiede an der heißen Presse mit heißem Metall, das war eine schwere Arbeit, sonntags mußten wir ebenfalls arbeiten, Reparaturen ausführen, Waggons entladen, auch das war schwer. Ich habe mir damals einen Bruch gehoben.“ Bildquelle: Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit

Standorte der Zwangsarbeitslager in Bochum Ingesamt wurden 130 Arbeitslager in Bochum gebaut. Zudem gab es zwei Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. Eines wurde vom Bochumer Verein betrieben, das andere von der Bochumer Eisen- und Hüttenwerke AG. Die über hundert Lager waren in ganz Bochum verstreut. Zum Teil wurden bereits vorhandene Gebäude wie Schulen oder Gasthäuer zu Massenunterkünften umfunktioniert. Der Großteil der Zwangsarbeiter:innen wurde allerdings in mit Stacheldraht umzäunten und von Wehrmachtssoldaten bewachten, eigens gebauten Baracken untergebracht. Für zivile Fremdarbeiter:innen aus westlichen Ländern gab es die Möglichkeit, in Privatunterkünften unterzukommen, in welchen häufig vergleichsweise bessere Bedingungen herrschten. Osteuropäische Fremdarbeiter:innen aus der ehemaligen Sowjetunion mussten allerdings zumindest in den ersten Kriegsjahren ebenfalls in den Lagern mit Stacheldrahtbegrenzung zubringen. Der Verein "Lernen durch Erinnerung" hat in einer interaktiven Karte die ehemaligen Unterbringungen der Zwangsarbeiter:innen in Bochum dargestellt:

"Die Mehrheit reagierte mit Verdrängung und Ärmelhoch-krempeln für den Wiederaufbau. Eine Minderheit versucht, den Kriegsverbrechen ins Auge zu schauen und für den Frieden (Vergangenheitsbewältigung, Aussöhnung) im eigenen Land und über die Grenzen hinweg zu arbeiten." - Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken, Universität Hamburg

Aufarbeitung nach 1945

Zwischen Wiederaufbau und Friedensbewegung

So gab es auch in Bochum unterschiedliche Friedens-organisationen und -bewegungen, welche sich der Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs widmeten. Wie der mühsame Kampf für Entschädi-gungszahlungen der Zwangs-arbeiter:innen allerdings zeigte, hat es viele Jahre gedauert, bis die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs auch in Bochum aufgedeckt wurden.Das Thema Zwangsarbeit in Bochum wurde eher beiläufig im Rahmen des Aufarbeitungs-prozesses durch Bochumer Friedensgruppen und durch die evangelische Kirche entdeckt, wie Waltraud Jachnow berichtet:

transnationale beziehungen zwischen Bochum und Donezk

Listen

Welche Bedeutung hatte die Zwangsarbeit für die Entstehung transnationaler Beziehungen zwischen Bochum und Donezk nach dem Zweiten Weltkrieg?

Frau Waltraud Jachnow, am 22. Juli 1941 in Wiesbaden geboren und in der DDR (bzw. SVB) aufgewachsen, kam unmittelbar vor dem Mauerbau nach West-Berlin und studierte dort Slavistik und Germanistik. Aufgrund ihrer Russischkenntnisse wurde sie als Gründungsmitglied der Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. angefragt. Als Ehrenvorsitzende der Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. engagiert sich auch heute noch mit ganzem Herzen für den Verein. Nach ihrem Motto "Ich beginne gerne Dinge, die noch nicht so populär und mit entsprechenden Widerständen verbunden sind." setzt sie sich neben vielen weiteren Projekten vor allem für ehemalige Zwangsarbeiter:innen ein. Quelle: Stadt Bochum (k. A.): Portraits zeitgenössischer Bochumer Frauen: Waltraud Jachnow

Aufarbeitung kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs Wie in ganz Deutschland übten in Bochum vor allem kommunistische Parteien und antifaschistische Friedensgruppen Kritik an der Aufarbeitung der Geschehnisse während des Zweiten Weltkriegs und setzten sich für eine friedliche Beziehung zu den ehemaligen Sowjetstaaten ein. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Antifaschistinnen Bochum, kurz VVN BdA, berichtet über die Aufarbeitung in Deutschland: „Während es 1945 und vielleicht noch 1946 so aussah, als würden die Lehren aus den unglaublichen Verbrechen des deutschen Faschismus gezogen, galt dies zunehmend ab 1947 nicht mehr. Zunächst war aber vorgesehen - und der Konsens reichte bis ins bürgerliche Lager -, die Monopole und Konzerne, die alle zusammen den Faschismus gefördert und in seine Mordmaschinerie verstrickt waren, zu entflechten; alle Personen, die nominell oder faktisch der NSDAP und ihren zahlreichen Unterorganisationen angehört hatten oder diese unterstützt hatten, zu bestrafen, ihrer Funktionen zu entheben und durch Demokraten zu ersetzen; (...) und Deutschland jede Möglichkeit genommen werden, militärisch und politisch irgendwann wieder den Frieden zu brechen. Dieses Programm ist nicht realisiert worden.“ Dass die Vorhaben aus 1945/46 nur unzureichend umgesetzt wurden, zeigen auch Beispiele aus dem Ruhrgebiet wie der Umgang mit Paul Pleiger und Konzernchef Friedrich Flick, Mitglied der NSDAP. Der Flickkonzern, größter Rüstungskonzern während des Faschismus, beschäftigte 1944 60.000 Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. Für seine Taten wurde Flick 1947 in Nürnberg zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er wurde allerdings 1950 bereits wieder freigelassen. Ähnlich erging es Paul Pleiger, Unternehmer, NSDAP-Gauwirtschaftsberater und direkter Unterstellter von Adolf Hitler als Reichsbeauftragter für Kohle. Er war ein berüchtigter Organisator der Zwangsarbeit im Donezkbecken und wurde 1948 in Nürnberg wegen „Ausplünderung der besetzten Ostgebiete und Ausbeutung von Zwangsarbeitern” zu 15 Jahren Haft verurteilt. Drei Jahre später leitete er wieder seinen Betrieb in Hammertal. Quelle: Wolfgang Dominik (1996): Aspekte der Geschichte der VVN BdA, aus: Streiflichter aus der Geschichte und Arbeit der VVN-BdA Bochum; Bochum Alternativ (k. A.): Entschädigung für Zwangsarbeit - Hat die Gerechtigkeit gesiegt?; Berliner Morgenpost (2008): Friedrich Flick im Nürnberger Prozess

Allmählicher Wandel Mit den 68ern kam allmählich eine neue Generation von Lehrer:innen und Wissenschaftler:innen in die Schulen und Hochschulen, z.T. in den Justizapparat und die kirchlichen Führungsetagen. Nach und nach beganngen diese die drängenden Fragen nach den Ursachen des deutschen Faschismus und seiner Verbrechen zu beantworten. So wurde nach Jahren des Schweigens das noch 1945/46 vorhandene Wissen um die Geschehnisse während des Zweiten Weltkriegs wieder ausgegraben und in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen thematisiert. Quelle: Wolfgang Dominik (1996): Aspekte der Geschichte der VVN BdA

Friedensbewegung in den 80ern Charakteristisch für die Aufarbeitung in der BRD ist beispielweise auch der Umgang mit dem Tag der Befreiung vom Faschismus. Während in anderen europäischen Ländern der 8. Mai 30 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg längst ein staatlicher Feiertag war, fand in Deutschland erstmals 1975 eine große Massendemonstration mit rund 40.000 Teilnehmenden in Frankfurt am Main zur Erinnerung an den Tag der Befreiung statt. Ab den 80er Jahren, als die Friedensbewegung generell populärer wurde, formten sich auch in Bochum immer größere anti-militaristische und antifaschistische Allianzen, die die Aufarbeitung der Ursachen des Zweiten Weltkriegs vorantrieben und sich für den Frieden einsetzten. So wurde beispielweise 1984 Adolf Hitler die Ehrenbürgerschaft in den Städten Bochum und Wattenscheid entzogen. Quelle: Wolfgang Dominik (1996): Aspekte der Geschichte der VVN BdABildquelle: Nürnberger Nachrichten

Zwangsarbeit entdeckt durch Bochumer Friedensgruppen Neben anderen Friedensinitiativen und -gruppen setzten sich die Frauen für den Frieden der Evangelischen Kirche von Westfalen / Gruppe Bochum stark für die Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs in Bochum ein. So riefen sie zum 40. Jahrestag der Befreiung vom nationalsozialistischen Terrorregime eine symbolische Pflanzenaktion an den Gräbern sowjetischer Kriegsopfer auf dem Friedhof Freigrafendamm ins Leben. Dort entstand 1985 auch die Forderung nach einer Städtepartnerschaft zwischen Bochum und Donezk als Zeichen der Verständigung. Die Thematik Zwangsarbeit wurde eher beiläufig durch die Nachforschungen der Friedensgruppen entdeckt und die Spurensuche nach sowjetischen Zwangsarbeiter:innen Ende 1989/ Anfang 1990 weiter vorangetrieben. Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Frauen für den Frieden

transnationale beziehungen zwischen Bochum und Donezk

politisch

wirtschaftlich

sozial/kulturell

1990

Die Forderung nach einer engeren Partnerschaft zwischen Bochum und Donezk entstand nicht direkt aufgrund der Zwangsarbeit in Bochum, sondern war eher ein Nebenprodukt der Bochumer Erinnerungskultur und Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges durch die lokalen Friedensgruppen. Nichtsdestotrotz spielte die Spurensuche nach ehemaligen Zwangsarbeiter:innen für die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. von Anfang an eine Rolle und intensivierte sich in den 90er Jahren. Zu Beginn der Städtepartnerschaft und Gründung der Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. lag der Fokus der transnationalen Beziehungen hauptsächlich auf sozialen/kulturellen Beziehungen, die von Einzelpersonen, der Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. und weiteren gesellschaftlichen Akteuren wie z. B. Schulen vorangetrieben wurden.

Gründung Gesellschaft Bochum-Donzek e. V.

1987

Gründung Städte-partnerschaft

1987

erste Bürger:innenreise nach Donezk

1987

erster Schüler:innen-austausch

1988/89

Musikprojekt mit Waldorf-schulen

1990

Unabhängig-keit der Ukraine

1991

Vernetzung Donezker und Bochumer Unternehmen

1991

Programm "Familien helfen Familien"

1991

Kirchbau Bochumer Jungen in Donzek

1991

Musikprojekt Viola Kammer-orchester

1991

Suche nach ehemaligen Zwangsarbeiter:innen in Donezk

1990/91

Anmerkung:Der nachfolgende Zeitstrahl zeigt einen Ausschnitt der Aktivitäten der Gesellschaft Bochum-Donezk zwischen 1986 und 2022 sowie manche Aktivitäten der Stadtverwaltung Bochum im Rahmen der Städtepartnerschaft Bochum-Donezk. Aufgrund der Komplexität und Vielschichtigkeit der wirtschaftlichen, politischen und sozio-kulturellen Beziehungen zwischen Bochum und Donezk werden lediglich selektierte Projekte und Aktivitäten aufgezeigt. Außerdem fokussiert sich die Darstellung vor allem auf institutionelle oder individuelle Aktivitäten, welche in einen institutionellen Rahmen eingebettet sind. Nichtsdestotrotz lässt sich durch die Darstellung die Intensivierung der transnationalen Beziehungen nachvollziehen.

Nach der Auflösung der Sowjetunion und langen Unabgängigkeitsbestrebungen der ukrainischen Bevölkerung wurde am 24. August 1991 die formale Unabhängigkeitserklärung verabschiedet. Am 1. Dezember kam es zu einem Referendum, bei welchem sich 90,3 Prozent der Ukrainer:innen für die Unabhängigkeit aussprachen. Wie in den meisten anderen postsowjetischen Staaten war die Wirtschaft in den 1990er-Jahren zusammengebrochen, und das Bruttonationaleinkommen betrug am Ende des Jahrzehnts nur mehr 40 Prozent des Standes von 1989, der durchschnittliche Monatslohn nur noch 67 Euro. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung, vor allem ältere Menschen, Behinderte und Jugendliche, lebten in bitterer Armut und litten große soziale Not. Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.) (2015): Die unabhängige Ukraine Leonid Krawtschuk, Nursultan Nasarbajew, Boris Jelzin und Stanislaw Schuschkewitsch (von links nach rechts) nach Bekanntgabe der Alma-Ata-Erklärung am 21. Dezember 1991 zur Auflösung der Sowjetunion Bildquelle: RIA Novosti archive

Neben der Vernetzung mit Schulen, Universitäten, Musikvereinen etc. sollte außerdem der Austausch zwischen Bochumer und Donezker Unternehmer:innen gefördert und so die wirtschaftlichen Beziehungen gestärkt werden. Laut Frau Waltraud Jachnow waren diese Bemühungen allerdings meist weniger erfolgreich. Quelle: Interview Frau Waltraud Jachnow Bildquelle: Focus

Ende 1991 herrschte in der Ukraine ein besonders harter Winter woraufhin die Stadt Bochum die Aktion "Familien helfen Familien" ins Leben rief und Spenden für die Hilfsbedürftigen der Partnerstadt sammelte. Die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. setze den Transport von Hilfsgütern in den kommenden Jahren fort. Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Humanitäre Hilfe

Von Anfang an spielen die Bochumer Schulen eine wichtige Rolle für den Aufbau von sozialen Beziehungen zu der Donezker Bevölkerung. Seit 1989 organisiert die Rudolf Steiner Schule Bochum einen Schüler:innenaustausch mit der Partnerstadt, aber auch die Goethe Schule Bochum, die Heinrich-Böll Gesamtschule und weitere Bildungsträger pflegen seit Ende der 80er/ Anfang der 90er enge Beziehungen mit der Partnerstadt. Zudem stehen Schüler:innen des Alice-Salomon-Berufskolleg Bochum im engen Austausch mit Germanistik Studierenden der Universität Donezk. Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Schüler- und Studentenaustausch zwischen dem Alice-Salomon-Berufskolleg Bochum und der staatlichen Universität Donezk; Interview Waltraud Jachnow, Rudolf Stein Schule Bochum (k. A.): Zusammenarbeit mit anderen Institutionen

1991 reisten fünfzehn Jungen aus Bochum nach Donezk, übernachteten dort bei Gastfamilien und halfen vor Ort eine Kirche zu bauen. Vor allem der Aufenthalt in Gastfamilien trug auch hier zu engen sozialen Beziehungen und der Förderung des kulturellen Austauschs bei. Quelle: Interview Frau Waltraud Jachnow

Nachdem im April 1987 der Partnerschaftsvertrag unterschrieben wurde, kam es im November des selben Jahres zum ersten offiziellen Besuch in Donezk. Eine kleine Gruppe von Bochumer Bürger:innen nahm an der Reise teil. Der damals erste Versuch Kontakt zu ehemaligen Zwangsarbeiter:innen aufzunehmen erwies sich jedoch als schwierig. Quelle: Gesellschaft Bochum Donezk e. V. (k. A.): Rückblick - Partnerschaft mit einer sowjetischen Stadt

transnationale beziehungen zwischen Bochum und Donezk

politisch

wirtschaftlich

sozial/kulturell

2000

Erster Zugang zur Liste der verstorbenen deutschen Kriegsgefangenen in Donezk

1994

Hilfe für zuckerkranke Kinder

1994

Zweiter Besuch ehemaliger Zwangsarbeiter:innen

1994

Start der Partnerschaft zwischen Bochumer und Donezker Kirchen

1995

Beginn Wissenstransfer zur Behandlung von Diabetiker Kindern

1997/1998

Spenden für Waisenkinder in Donezk

1997

Dritter und vierter Besuch ehemaliger Zwangsarbeiter:innen

1998/1999

Pauschale Entschädigungs-zahlung an zivile Opfer

1993

Erster Besuch ehemaliger Zwangsarbeiter:innen in Bochum

1992

Patenschaften für leukämie-kranke Kinder

1992

Brieffreund-schaften mit leukämie-kranken Kindern

1992

Briefe an Frau Jachnow mit Anträgen für Entschädigungs-zahlungen

1997

Schirmherr-schaft des Bürgermeisters für Projekt leukämie-kranke Kinder

1994

Nachdem die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. 1994 ein Hilferuf der Selbsthillfegruppe "Donezker Gesellschaft für Diabetiker-Kinder" erreichte, unterstützt sie zuckerkranke Kinder aus Donezk. Es wurden Donezker Ärtze zu einer Weiterbildung in Bochum eingeladen. 1997 gab es einen weiteren Wissensaustausch mit dem Marienhospital in Gelsenkirchen und im Jahr darauf wurde eine Schulung vor Ort in Donezk angeboten, welche gut angenommen wurde. Von September 1997 bis September 2013 wurden drei bis vier Mal pro Jahr, 30 Pakete gepackt, so dass jedes Kind – je nach Bedarf – einmal pro Jahr ein Paket mit dem Alter entsprechender Kleidung sowie Teststreifen, Lanzetten, Spritzen, Frucht- und Traubenzucker, Süßstoff etc. bekam. Separat erhielt die Leiterin der Selbsthilfegruppe, Frau Elena Ivanova, zur allgemeinen Verteilung eine größere Menge an Teststreifen, Spritzen, Lanzetten und Informationsmaterial. Eine der größten Schwierigkeiten vor Ort war der Mangel an Teststreifen. Es wurde zwar Insulin vom ukrainischen Staat ausgegeben, allerdings gab es keine Möglichkeit den tatsächlichen Bedarf festzustellen. Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (2004): Infoblatt Nr. 2; Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Diabetiker Kinder

Nachdem die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. 1994 ein Hilferuf der Selbsthillfegruppe "Donezker Gesellschaft für Diabetiker-Kinder" erreichte, unterstützt sie zuckerkranke Kinder aus Donezk. Es wurden Donezker Ärtze zu einer Weiterbildung in Bochum eingeladen. 1997 gab es einen weiteren Wissensaustausch mit dem Marienhospital in Gelsenkirchen und im Jahr darauf wurde eine Schulung vor Ort in Donezk angeboten, welche gut angenommen wurde. Von September 1997 bis September 2013 wurden drei bis vier Mal pro Jahr, 30 Pakete gepackt, so dass jedes Kind – je nach Bedarf – einmal pro Jahr ein Paket mit dem Alter entsprechender Kleidung sowie Teststreifen, Lanzetten, Spritzen, Frucht- und Traubenzucker, Süßstoff etc. bekam. Separat erhielt die Leiterin der Selbsthilfegruppe, Frau Elena Ivanova, zur allgemeinen Verteilung eine größere Menge an Teststreifen, Spritzen, Lanzetten und Informationsmaterial. Eine der größten Schwierigkeiten vor Ort war der Mangel an Teststreifen. Es wurde zwar Insulin vom ukrainischen Staat ausgegeben, allerdings gab es keine Möglichkeit den tatsächlichen Bedarf festzustellen. Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (2004): Infoblatt Nr. 2; Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Diabetiker Kinder

transnationale beziehungen zwischen Bochum und Donezk

politisch

wirtschaftlich

sozial/kulturell

2000

Nach der Erklärung der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage landesweit. Dies zeigte sich nicht nur auf lokaler Ebene in Donezk, sondern prägte auch die Partnerschaft der beiden Städte. Wirtschaftliche Beziehungen traten stärker in den Fokus und die humanitäre Hilfe vor Ort gewann an Bedeutung. Zudem kam es zur stärkeren Institutionalisierung der Beziehungen durch kontinuierliche Unterstützung von Projekten in Donezk wie der medizinischen Hilfe oder der "Sonnenstadt". Außerdem trug die Spurensuche nach ehemaligen Zwangsarbeiter:innen zunehmend Früchte und die soziokulturellen Bindungen wurden durch den Besuch ehemaliger Zwangsarbeiter:innen in Bochum sowie durch Entschädigungszahlungen zunehmend gestärkt.

Start des Projekts "Sonnenstadt"

2004

Besuch Folklore-Chor "DYVYNA"

2004

Publikation des Buchs „Vom inneren Widerstand – Zwangsarbeit 1939-1945“

2005

Publikation des Buchs "Bochum-Donezk: 20 Jahre Städte-partnerschaft"

2007

Besuch Donezker Musiker:innen in Bochum

2007

Start des Projekts "Essen auf Rädern"

2007

Besuch ehemaliger Zwangsarbeiter:innen in Bochum

2004

Kunstausstellung zur Erinnerung an ehemalige Zwangsarbeiter:innen von Lopatto

2008

offizielle Einladung ehemaliger Zwangsarbeiter:innen durch die Stadtverwaltung

2000

Einrichtung des "Bochumer Haus" in Donezk

2001

erste Entschädigung an ehemalige Zwangsarbeiter:innen

2001

Gründung der Initiative "Entschädigung jetzt!"

2000

Publikation des Buchs "Und die Erinnerung tragen wir im Herzen"

2002

Der Künstler Valerian Lopatto verarbeitete das Leiden der ehemaligen Zwangsarbeiter:innen in einer transportablen Ausstellung mit einem Zyklus von Zeichnungen, Tagbucheinträgen der Zwangsarbeiter:innen sowie einer Informations- und Arbeitsmappe. Die Ausstellung sollte nicht nur das Thema Zwangsarbeit in Erinnung rufen, sondern auch zu Diskussion anregen. Ins Leben gerufen durch das Bochumer Stadtarchiv sowie die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. sowie efördert von der Bochumer Agend 21, wurde die Ausstellung an verschiedenen Orten im Ruhrgebiet gezeigt. Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Publikationen/Filme; Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (2008): Infoblatt Nr. 10

transnationale beziehungen zwischen Bochum und Donezk

politisch

wirtschaftlich

sozial/kulturell

2010

Bereits 2014 wurde die Städtepartnerschaft zwischen Bochum und Donezk durch die bewaffneten Auseinandersetzungen in der Donbass-Region beeinflusst. Da sich der russisch-ukrainische Konflikt zuspitze und es 2022 zum Krieg in der gesamten Ukraine kam, konnte immer weniger Hilfe für und in Donezk spezifisch geleistet werden. Die Beziehungen zwischen den beiden Städten fokussierte sich zunehmend auf die humanitäre Hilfe und das Senden von Hilfstransporten. Direkte Kontakte nach Donezk zu pflegen war mit immer größeren Herausforderungen verbunden und Aktivitäten auf sozial/kultureller Ebene mussten pausiert werden. Allerdings erfuhr vor allem seit der russischen Invasion 2022 die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. eine immer breitere Unterstützung durch die Bochumer Bevölkerung und auch das Spendenaufkommen erhöhte sich.

Pausierung medizinischer Versorgung

2014

Intensivierung der Spenden und Hilfstransporte für die Ukraine

2022

Kriegsbeginn in der Donbass-Region: Stillegung Partnerschaft und Flucht des Donezker Bürgermeisters

2014

Letze Büger:innen-reise in die Donbass-Region

2018

Medizinische Versorgung nur noch über die russische Stiftung "Fair Help"

2016

Viele Kontakte verlassen die Ukraine und Koordination von anderen Orten

2014

Neustart der Transporte mit humanitärer Hilfe

2015

Schirmherrschaft des Oberbürger-meisters für Gesellschaft Bochum-Donezk e. V.

2016

Seit 2014 die "Volksrepublik Donezk" ausgerufen wurde, fehlt es an demokratisch gewählten und legitimierten Ansprechpartner:innen. Daher ist seit 2014 keine offizielle Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Donezk mehr möglich. Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (2016): Infoblatt Nr. 26

Mit der Übernahme der Schirmherrschaft für die Gesellschaft Bochum-Donzek e. V. bekundet Oberbürgermeister Thomas Eiskirch weiterhin das Interesse der Stadt Bochum an der Partnerschaft mit Donezk, obwohl sie angesichts der jetzigen politischen Situation keinen offiziellen Ansprechpartner mehr hat. Auszug aus dem Schreiben des Oberbürgermeisters: Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (2016): Infoblatt Nr. 26

Seit dem Angriffs Russlands auf die Ukraine verschärfte sich die Lage drastisch. Seither haben auch die Hilfstransporte von Bochum in die Ukraine stark zugenommen. Von bislang ein bis vier Transportern pro Jahr wurden zwischen März und Juli 2022 23 Transporte mit humanitärer Hilfe in Bochum gepackt und in die Ukraine geschickt. 10 Hilfstransporte wurden anderweitig gepackt. Insgesamt wurden 28.250 Basispakete mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln gepackt, verladen und versendet. Unzählige Freiwillige Helfer:innen, Organisationen und Vereine beteiligten sich durch Spendenaufrufe oder Hilfe beim Packen und Verladen der Packete. Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (2022): Die Solidarität von Euch ist ungebrochen! Danke dafür!

Anfangs standen vor allem die sozio-kulturellen Beziehungen zwischen Bochum und Donezk im Fokus, welche durch Bürger:innenreisen, Schüler:innenaustausche sowie durch Kunst- und Musikprojekte gestärkt wurden. Die Arbeit der Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. fand immer mehr Popularität in Bochum und so begann auch die Stadtverwaltung Bochum die Städtepartnerschaft auf politischer Ebene zu intensivieren. Durch die Rezession nach 1992 in der Ukraine gewann die wirtschaftliche Unterstützung der Donezker Bürger:innen an Bedeutung. Mit Kriegsbeginn in 2014 wurde die Fortführung vieler Projekte erschwert und das Pflegen individueller Kontakte in Donezk teilweise unmöglich. Doch die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. pausierte ihre Arbeit nicht, sondern sendet immer mehr Hilfstransporte in die Ukraine. Wie sich vor allem im Februar 2022 zeigte, wird diese humanitäre Hilfe durch Spenden und freiwilligen Helfer:innen von der breiten Bochumer Bevölkerung getragen.

Nach 1945 wurden die Beziehungen zwischen Bochum und Donezk, welche durch die Zwangsarbeit in Bochum entstanden sind, nur lose und höchstens auf individueller Ebene fortgeführt. Die Aufarbeitung der Geschehnisse während des Zweiten Weltkriegs rückte zunächst in den Hintergrund und wurde erst in den 1980ern durch verschiedene Friedensorganisationen präsenter. Die Bemühungen um einen gesicherten Frieden mit den ehemaligen Sowjetstaaten führte zur Forderung einer Städtepartnerschaft mit Donezk und der Gründung der Gesellschaft Bochum-Donezk e. V., wobei die Zwangsarbeit in Bochum eher zufällig aufgedeckt und nach und nach zum Thema der Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. wurde.

Fazit

transnationale beziehungen zwischen Bochum und Donezk

Bildquelle: Stadt Bochum, Gesellschaft Bochum-Donezk e. V.

Frau Waltraud Jachnow fasst zusammen:

Listen

Darstellung aller Partnerstädte Bochums. Bildquelle: Stadt Bochum

Damaliger Bochumer Oberbürgermeister Ernst Otto-Stüber bei seinem Besuch in Donezk. Bildquelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V.

Literatur Berliner Morgenpost (2008): Friedrich Flick im Nürnberger Prozess, in: https://www.morgenpost.de/kultur/article103290753/Friedrich-Flick-im-Nuernberger-Prozess.html, letzter Aufruf: 22.09.2022. Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.) (2015): Die unabhängige Ukraine, in: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/info-aktuell/209819/die-unabhaengige-ukraine/, letzter Aufruf: 23.09.2022. Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.) (2016): Der lange Weg zur Entschädigung, in: https://www.bpb.de/themen/nationalsozialismus-zweiter-weltkrieg/ns-zwangsarbeit/227273/der-lange-weg-zur-entschaedigung/, letzter Aufruf: 23.09.2022. Evangelische Gemeinde Bochum-Wiemelhausen (2021): 25 Jahre kirchliche Partnerschaft zwischen Bochum und Donezk, in: https://www.kirchengemeinde-bochum-wiemelhausen.de/diakonie/25-jahre-kirchliche-partnerschaft-zwischen-bochum-und-donezk/, letzter Aufruf: 23.09.2022 Gesellschaft Bochum Donezk e. V. (k. A.): Rückblick - Partnerschaft mit einer sowjetischen Stadt, in: https://bochum-donezk.de/index.php/projekte/ehemalige-zwangsarbeiter/rueckblick, letzter Aufruf: 23.09.2022. Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (2004): Infoblatt Nr. 2, in: https://www.bochum-donezk.de/gesellschaft-bochum-donezk-e-v-mitteilungen-infoblatt-info?download=11:herbst-2004&start=30, letzter Aufruf: 23.09.2022. Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (2008): Infoblatt Nr. 10, in: https://www.bochum-donezk.de/gesellschaft-bochum-donezk-e-v-mitteilungen-infoblatt-info?download=1:herbst-2008&start=20, letzter Aufruf: 23.09.2022 Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (2016): Infoblatt Nr. 26, in: https://www.bochum-donezk.de/gesellschaft-bochum-donezk-e-v-mitteilungen-infoblatt-info?download=30:herbst-2016, letzter Aufruf: 23.09.2022. Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (2022): Die Solidarität von Euch ist ungebrochen! Danke dafür!, in: https://www.bochum-donezk.de/, letzter Aufruf: 23.09.2022. Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Diabetiker Kinder, in: https://www.bochum-donezk.de/index.php/41-projekte/diabetiker-kinder, letzter Aufruf: 23.09.2022 Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Ehemalige Zwangsarbeiter – Rückblick, in: https://www.bochum-donezk.de/projekte/ehemalige-zwangsarbeiter/rueckblick, letzter Aufruf: 23.09.2022 Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Entschädigung für ehemalige Zwangsarbeiter, in: https://bochum-donezk.de/projekte/ehemalige-zwangsarbeiter/entschaedigung-fuer-ehemalige-zwangsarbeiter, letzter Aufruf: 23.09.2022 Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Essen auf Rädern, in: https://www.bochum-donezk.de/projekte/essen-auf-raedern, letzter Aufruf: 23.09.2022. Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Frauen für den Frieden, in: https://www.bochum-donezk.de/projekte/ehemalige-zwangsarbeiter/frauen-fuer-den-frieden, letzter Aufruf: 22.09.2022 Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Humanitäre Hilfe, in: https://bochum-donezk.de/projekte/humanitaere-hilfe, letzter Aufruf: 23.09.2022. Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Leukämiekranke Kinderh, in: https://bochum-donezk.de/projekte/leukaemiekranke-kinder, letzter Aufruf: 23.09.2022 Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Publikationen/Filme, in: https://www.bochum-donezk.de/publikationen, letzter Aufruf: 23.09.2022 Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Schüler- und Studentenaustausch zwischen dem Alice-Salomon-Berufskolleg Bochum und der staatlichen Universität Donezk, in: https://www.bochum-donezk.de/begegnung/24-schueler-und-studentenaustausch-zwischen-dem-alice-salomon-berufskolleg-bochum-und-der-staatlichen-universitaet-donezk, letzter Aufruf: 23.09.2022 Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Sonnenstadt, in: https://www.bochum-donezk.de/projekte/sonnenstadt, letzer Aufruf: 23.09.2022. Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Spurensuche – Ein Bericht über den bisherigen Verlauf (Frühjahr 1998), in: https://bochum-donezk.de/projekte/ehemalige-zwangsarbeiter/spurensuche, letzter Aufruf: 23.09.2022. Lernen durch Erinnern (k. A.): Biparcours „Verfolgung und Zwangsarbeit – Innenstadt und Stahlhausen“, in: https://lernendurcherinnern.ruhr-uni-bochum.de/wp-content/uploads/2020/10/Fuehrung-Innenstadt-und-Stahlhausen.pdf, letzer Aufruf: 22.09.2022. Rudolf Stein Schule Bochum (k. A.): Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, in: https://www.rssbochum.de/unsere-schule/kooperationspartner/?L=904, letzter Aufruf: 23.09.2022 Stadt Bochum (k. A.): Zwangsarbeiter im NS-Staat und ihr Schicksal in Bochum, in: https://www.bochum.de/Stadtarchiv/Bochum-in-der-NS-Zeit/Zwangsarbeiter-im-NS-Staat-und-ihr-Schicksal-in-Bochum, letzter Aufruf: 22.09.2022. Tagesschau (2022): Angriff auf die Ukraine - Russland hat den Krieg begonnen, in: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-bombardements-101.html, letzter Aufruf: 22.09.2022. Waltraud Jachnow (2002): .. und die Erinnerung tragen wir im Herzen: Briefe ehemaliger Zwangsarbeiter - Bochum 1942-1945, Kamp. WAZ (2022): Ukraine-Konflikt - Bochum: Menschen aus Partnerstadt Donezk zweite Heimat geben, in: https://www.waz.de/staedte/bochum/bochum-menschen-aus-partnerstadt-donezk-zweite-heimat-geben-id234374899.html, letzter Aufruf: 22.09.2022 Willy Birkemeyer und Friedhelm Woljeme (1988): Die Städtepartnerschaft Bochum-Donezk, in: Kulturpolitisches Journal für Deutsch-Sowjetische Zusammenarbeit Nr. ¾. Wolfgang Dominik (1996): Aspekte der Geschichte der VVN BdA, aus: Streiflichter aus der Geschichte und Arbeit der VVN-BdA Bochum, in: https://www.bo-alternativ.de/VVN/dokumente/Geschichte_VVN.pdf, letzter Aufruf: 22.09.2022.

1987

Partnerschafts-kongress in Saarbrücken

Insbesondere in den 80er und 90er Jahren gab es eine rasante Zunahme an Partnerschaften mit Kommunen aus Osteuropa. So fanden verschiedene Treffen statt wie z.B. der Partnerschaftskongress in Saarbrücken, bei dem sich unterschiedliche Partnerstädte aus Deutschland und Osteuropa trafen und auch Vertreter:innen aus Donezk teilnahmen. Zudem wurde eine Delegation aus Bochum eingeladen mit dem Signal: Danach kommt die Delegation aus Donezk nach Bochum, um den Partnerschaftsvertrag zu unterzeichnen.

1986

Jubiläum der Städte-partnerschaft Sheffield/Donezk

Seit 1950 ist Sheffield die Partnerstadt von Bochum. Gleichzeitig führte Sheffield 1986 bereits seit 30 Jahren eine Städtepartnerschaft mit Donezk. Über die gemeinsame Verbindung Sheffield wurde ein erster Kontakt hergestellt und Donezk als Partnerstadt für Bochum in Betracht gezogen.

23. März 1987

Gründung der Gesellschaft Bochum-Donezk e. V.

3. April 1987

Offizielle Gründung der Städtepartner-schaft Bochum-Donezk

Kurz vor der offiziellen Schließung der Städtepartnerschaft wurde der Partnerschaftsverein Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. ins Leben gerufen. Ziel war es, die Partnerschaft nicht nur auf "Amtsträgerebene" zu leben, sondern vor allem die Bochumer Bürger:innen einzubeziehen. Wichtiger Bestandteil sollten hierbei die Bürger:innenreisen sein. Seit der Gründung sind Bürger:innen aus allen Schichten und verschiedenste Bochumer Vereine und Initiativen der Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. beigetreten.

transnationale beziehungen zwischen Bochum und Donezk

Bildquelle: Bochumer Marketing GmbH

Quelle:Willy Birkemeyer und Friedhelm Woljeme (1988): Die Städtepartnerschaft Bochum-Donezk

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2000

Entstehung des "Bochumer Haus"

1995

Start der Partnerschaft zwischen Bochumer und Donezker Kirchen

2004

Einrichtung der Sozialstation im "Bochumer Haus"

2014

erschwerter Kontakt zur Partner-gemeinde

2004 wurden dort Sozialstationen für Alten- und Krankenpflege eingerichtet und von ausgebildeten Frauen und einem Mann aus der Gemeinde betreut. Unter anderem richtete sich das soziale Engagement an ehemalige Zwangsarbeiter:innen. Um öffentliche Gelder für die Soziale Arbeit vor Ort beantragen zu können, bildete sich der Verein "Freundeskreis Bochum-Donezk e. V.", für welchen sich bis heute viele Personen aus Bochumer Gemeinden engagieren.

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Quelle: Evangelische Gemeinde Bochum-Wiemelhausen (2021): 25 Jahre kirchliche Partnerschaft zwischen Bochum und Donezk

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1994 beschlossen Russlanddeutsche in Donzek die "Deutsche Evangelische-Lutherische Gemeinde Donezk" zu gründen. Über die Städtepartnerschaft stellten sie Kontakt zur evangelischen Gemeinde Bochum her und baten sie, ihnen beim Aufbau zu helfen. So sendete die Gemeinde Linden im Februar 1995 ihren ehemaligen Pastor Manfred Schmidt nach Donezk, welcher sich bereiterklärte, dort den Aufbau der Deutsch-Lutherischen Gemeinde voranzutreiben.

Da vor allem materielle Not herrschte, unterstütze auch die Gemeinde Bochum-Wiemelhausen mit Hilfsaktionen und Spendenaufrufen. Neben den jährlichen LKWs mit humanitärer Hilfe wurde im Jahr 2000 sogar die gesamte Einrichtung für die neuen Räumlichkeiten der Donezker Gemeinde im ehemaligen Zechenkindergarten nach Donezk transportiert. Das Domizil der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeind, welches 2001 fertiggestellt wurde, erhielt den Namen „Bochumer Haus“.

Trotz der engen Beziehungen zwischen den Gemeinden wurde der Kontakt zur Partnergemeinde in Donezk ab 2014 aufgrund der politischen Lage fast unmöglich.

1992

erster Besuch ehemaliger Zwangsarbeiter:innen in Bochum

Zwei Jahre später fand sich schließlich eine kleine Gruppe zusammen, welche Bochum besuchte und aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln bei Gastfamilien untergebracht wurden. So bildeten sich erste Freundschaften und tiefe soziale Beziehungen, welche auch Jahre später noch bestehen blieben.

1990/1991

Suche nach ehemaligen Zwangsarbeiter:innen aus Donezk

Gemeinsam mit ihrer Partnergesellschaft in Donezk begann die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. 1990 erstmals nach ehemaligen Zwangsarbeiter:innen in Donezk zu suchen. Die Suche erwies sich als mühsam, da sich auf die ersten Aufrufe niemand meldete.

1994, 1998, 1999

weitere Besuche ehemaliger Zwangsarbeiter:innen in Bochum

2000 - 2008

offizielle Einladung ehemaliger Zwangsarbeiter:innen durch die Stadtverwaltung

In den kommenden Jahren organisierte die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. weitere Besuche ehemaliger Zwangsarbeiter:innen in Bochum. Allerdings stellten die Reisen für den Partnerschaftsverein eine hohe finanzielle Herausforderung dar, weshalb keine jährliche Reise stattfinden konnte.

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Quelle: Interview Frau Waltraud Jachnow; Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Ehemalige Zwangsarbeiter - Rückblick

Aufgrund eines Ratsbeschlusses wurden die ehemaligen Zwangsarbeiter:innen offiziell durch die Stadtverwaltung Bochum eingeladen. Zwischen 2000 und 2008 gab es jährliche Besuche. Danach waren weitere Besuche aufgrund des hohen Alters der Beteiligten nicht mehr möglich. Dennoch ist das Treffen mit ehemaligen Zwangsarbeiter:innen in Donezk und der Kontakt zum Donezker Zwangsarbeiter:innen-verband ein wichtiger Bestandteil der Bürger:innenreisen nach Donezk.

Bildquelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V.

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Frau Waltraud Jachnow berichtet:

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1997

Briefe an Frau Jachnow mit Anträgen für Entschädigungs-zahlung

Aufgrund einer Falschmeldung in der Donezker Zeitung, welche aussagte, dass Frau Waltraud Jachnow Bescheinigungen über geleistete Zwangsarbeit ausstelle, erhielt Frau Jachnow hunderte von Briefen, in denen Personen aus dem Gebiet Donezk ihre Verschleppung in ehemals deutsche Gebiete nachweisen wollten. Daraufhin begab sich Frau Jachnow auf Spurensuche: Sie übersetze die Briefe, versuchte die Ortschaften zu entschlüsseln, kontaktierte Betriebe und Stadtarchive. Von den 250 Briefen gab sie rund 50 weiter und konnte bislang 150 bearbeiten.

1993

pauschale Entschädigungs-zahlung an zivile Opfer

Nach der Wiedervereinigung wurden pauschale Entschädigungszahlungen für zivile Opfer mit den Nachfolgestaaten der Sowjetunion vereinbart. So erhielt die Ukraine 400 Millionen DM. Zwangsarbeiter:innen waren nach Auffassung der Bundesrepublik von diesen Zahlungen ausgeschlossen. Inoffiziell stand es den Empfängerstaaten allerdings frei, auch Zwangsarbeiter:innen einzubeziehen. So sollten rund 600 DM an diejenigen gezahlt werden, die ihre Verschleppung während des Kriegs nachweisen konnten.

2000

Gründung von Zwangsarbeiter:innen-Stiftungen

2001

erste Entschädigungs-zahlung an ehemalige Zwangsarbeiter:innen

Um 2000 rückte das Thema Zwangsarbeit auch politisch immer mehr in den Mittelpunkt. In Berlin wurde die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" gegründet. Deutsche Unternehmen beteiligten sich mit rund 5 Milliarden DM an dem 10 Milliarden DM schweren Fonds zur Entschädigung ehemaliger Zwangs-arbeiter:innen. In Bochum fand sich die Initiative "Entschädigung jetzt" zusammen und auf politischer Ebene wurde die Thematik teilweise auch von den Parteien vorangetrieben.

Bildquelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V.

Seit Sommer 2001 werden in der Ukraine die ersten Entschädigungsraten an ehemalige Zwangsarbeiter:innen ausgezahlt. Der Betrag wird nach genau vorgeschriebenen Sätzen berechnet. Für eine Person, die in der Industrie eingesetzt wurde, betrug die erste Rate beispielweise rund 4.500 DM. Obwohl die Auszahlung der zweiten Entschädigungsrate laut Richtlinien erst dann erfolgen darf, wenn die erste Rate an alle Betroffenen entrichtet wurde, wurde 2004 an einige Zwangsarbeiter:innen die zweite Rate ausgezahlt.

Bildquelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V.

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2002

Publikation des Buchs „Und die Erinnerung tragen wir im Herzen“

Im Jahr 2002 veröffentlichte Waltraud Jachnow gemeinsam mit der Initiative "Entschädigung Jetzt" das Buch "Und die Erinnerung tragen wir im Herzen - Briefe ehemaliger Zwangsarbeiter Bochum 1942-1945", in welchem sie die Briefe und Geschichten sammelte, welche sie ab 1997 erreichten.

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Waltraud Jachnow von der Bedeutung der Entschädigungszahlungen:

Quelle: Interview Frau Waltraud Jachnow; Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Ehemalige Zwangsarbeiter - Rückblick; Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Entschädigung für ehemalige Zwangsarbeiter; Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Spurensuche - Ein Bericht über den bisherigen Verlauf (Frühjahr 1998); Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.) (2016): Der lange Weg zur Entschädigung

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2008

Erweiterung des Projekts "Essen auf Rädern"

Ein Jahr nach Start des Projekts konnten die Essensfahrten von zwei auf vier Randbezirke ausgeweitet und ein Auto angeschafft werden. Insbesondere die Inflation und gestiegene Preise für Lebensmittel führte allerdings zu Herausforderungen.

2007

Start des Projekts "Essen auf Rädern"

Das von der Stiftung „Entwicklung, Verantwortung und Zukunft“ in Berlin und dem „Donezker Fonds für Sozialhilfe und Caritas“ finanzierte Projekt wurde 2007 ins Leben gerufen. Zweimal in der Woche wurde Essen in sozialbenachteiligte Randbezirke Donezk ausgefahren. Ursprünglich sollte das Essen vor allem für ehemalige Zwangsarbeiter:innen und Kriegsopfer bestimmt sein, doch auch anderen Bedürftigen wurde so eine warme Mahlzeit ermöglicht. Die Ausfahrt von Essen war bislang in Donezk einmalig.

Ab 2014

Registrierung des Donezker Sozialfonds in Kiev

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Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Essen auf Rädern

Um das Projekt auch nach Kriegsbeginn weiter finanzieren und Sachspenden entgegennehmen zu können, musste sich der Leiter des Donezker Sozialfonds Sergej Jakubenko in Kiev registrieren lassen. Das Projekt "Essen auf Rädern" ist eins der wenigen Projekte dieser Art, welche auch nach Beginn des bewaffneten Konflikts weitergeführt werden konnten. Zwischen 2015 und 2016 hat die Stiftung EVZ das Projekt noch einmal finanziell gefördert. Danach führte die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. die Finanzierung weiter.

Bildquelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V.

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2010

Ende Finanzierung durch die Stiftung

Da die Stiftung "Entwicklung, Verantwortung und Zukunft" das Projekt nur für drei Jahre finanzierte, liefen zum Mai 2010 die Gelder aus. Durch sparsames Wirtschaften konnten die Essensfahrten noch bis Dezember 2010 weitergeführt werden. Danach unterstütze die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. die Essensausgabe durch Sachmittel und Spenden weiter.

2007

"Sonnenstadt" als Zentrum mit Übernachtungs-möglichkeit

Einige Jahre später wurde die "Sonnenstadt" erweitert und zu einem Ort, an dem die Straßenkinder übernachten und übergangsweise leben konnten. Ziel war es, die Kinder anschließend mit Unterstützung der Mitarbeiter:innen ganz von der Straße wegzuholen.

2004

Start des Projekts "Sonnenstadt"

Bereits seit 2001 kümmerte sich Tatjana Nosatsch, die Gründerin des Jugendzentrums "Sonnenstadt", um obdachlose Kinder und versuchte ihnen eine Perspektive aufzuzeigen. So gründete sie 2004 mit ihren Mistreiter:innen ein festes Zentrum in der Nähe das Bahnhofs, welches zunächst als Tageszentrum fungierte. Dort konnten die Kinder essen, Wäsche waschen und an Sport- und Musikkursen teilnehmen.

2010

Zentrum für Mütter und Kinder

2014

Arbeit der "Sonnenstadt" nach Ausbruch des Konflikts in der Ostukraine

Bald wurde das Team der "Sonnenstadt" auf eine andere Problematik aufmerksam: Minderjährigen Müttern, welche selbst im Heim aufgewachsen sind, wurden die Kinder häufig kurz nach der Geburt weggenommen. Um zwei junge Frauen vor diesem Schicksal zu schützen, nahm die "Sonnenstadt" 2009 erstmals Mütter mit ihren Kindern auf. 2010 entwickelte sich die "Sonnenstadt" offiziell zu einem Zentrum für Mütter und Kinder, welche dort während der Schwangerschaft begleitet werden und dann bis zu zwei Jahre nach der Geburt wohnen können.

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Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Sonnenstadt

Seit Frühjahr 2014 erlebte die "Sonnenstadt" einen Rückschlag in ihrer Arbeit, da der bewaffneten Konflikt in der Ostukraine viele neue verwahrloste Kinder hervorbringt. Auch die Arbeit selbst gestaltet sich abgeschnitten von der Außenwelt immer schwieriger. Gerade in dieser Zeit unterstützt die Gesellschaft Bochum-Donzek e. V. die "Sonnenstadt" besonders intensiv und sendet seit Herbst 2015 monatlich 600 Euro für den Unterhalt des Zentrums.

Bildquelle: Gesellschaft Bocum-Donezk e. V.

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In ihrer Arbeit bezieht sich die Gründerin der "Sonnenstadt" auf Erich Fromm:

"Ich glaube, dass niemand seinen Nächsten dadurch "retten" kann, dass er für ihn eine Entscheidung trifft. Die einzige Hilfe besteht darin, dass er ihn in aller Aufrichtigkeit und Liebe sowie ohne Sentimentalität und Illusionen auf mögliche Alternativen hinweisen kann."

1994

Schirm-herrschaft des Bochumer Stadtober-haupts

Seit 1994 ist das Projekt unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters gestellt.

1992

Start des Projekts "Hilfe für leukämiekranke Kinder"

Ziel des Projekts ist es, leukämiekranke Kinder in Donezk mit gleichen Behandlungsmethoden wie in Deutschland zu behandeln und so ihre Lebensdauer zu erhöhen. Hierzu werden bedarfsgerechte Medikamente und medizinische Hilfsmittel von Bochum in die Partnerstadt geliefert. Außerdem hospitierten bis 2014 junge Ärtz:innen aus Donezk jedes Jahr im Essener Universitätsklinikum. Kern des Projekts sind Patenschaften mit monatlichen Spenden sowie persönlichem Kontakt.

2014

Lieferung und Beschaffung der Medikamente über Moskau

Durch die politische Lage wurde nicht nur der persönliche Austausch im Rahmen der Patenschaften unmöglich, auch die Lieferung der Medikamente konnte nicht mehr von Bochum nach Donezk direkt erfolgen. Die Organisation "Dr. Lisa" in Moskau beschafft die benötigten Medikamente und Hilfsmittel und liefert sie zur Klinik in Donezk.

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Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Leukämiekranke Kinder

Bildquelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V.

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Bildquelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V.

Die Patin Gerda Cahen berichtet von ihren Erfahrungen:

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"Auf die Stadt Donezk und die Gesellschaft Bochum-Donezk wurde ich Anfang der 90er Jahre aufmerksam, als mein Sohn mit dem Jugendsinfonieorchester dorthin flog. Beim Gegenbesuch gab es so viele Verständigungsprobleme, dass ich beschloss, Russisch zu lernen. Nach einem guten Jahr fragte ich nach einem leukämiekranken Patenkind und bekam die 5-jährige Valentina zugewiesen. Als mein erster Brief l996 in Gorlowka ankam, hatte Valentina die 9-monatige Behandlung in der Kinderklinik gerade abgeschlossen, doch war der Erfolg der Chemotherapien noch nicht gewährleistet. Es entstand eine gute Brieffreundschaft und ich erfuhr, wie sie lebten und was sie bewegte. Im Sommer l997 flog ich dann nach Donezk und lernte mein Patenkind und seine Mutter persönlich kennen. Die ersten Momente der Begegnung werde ich nie vergessen: die Mutter weinte vor Freude, und Valentina kroch auf meinen Schoß und ließ mich nicht mehr los. Beim Spaziergang rief Valentina jedem Entgegenkommenden entgegen: ‚Das ist meine Patentante aus Deutschland!’ [...] Irgendwie schaffte ich es, für jeden Winter Medikamente gegen Erkältungen Donezkreisenden mitzugeben und natürlich auch etwas Geld für frische und gesunde Kost. ‚Die deutschen Medikamente helfen immer’, schrieb die Mutter. Im Sommer 2002 flog ich im Rahmen einer Bürgerreise zum 2. Mal nach Donezk. Schon gleich am Morgen nach unserer Ankunft trafen Valentina und ihre Mutter in unserem Hotel ein. War das eine Wiedersehensfreude! Mein Patenkind war jetzt 12 Jahre alt, hatte sich sehr über die Geschenke gefreut, doch in jedem Moment des Zusammenseins herrschte die Freude über das Wiedersehen vor. Es war zu spüren, dass ein großes Band der Liebe entstanden war. ...Wenn ich heute bei ihnen anrufe, verstehe ich Valentina am besten; sie spricht ganz langsam und deutlich, und während wir telefonieren sehe ich sie vor mir: eine charmante, hübsche, fröhliche junge Dame, die jedes Wort gestikulierend unterstreicht, damit ich sie besser verstehe." Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (2004): Infoblatt Nr. 2

1997

Spenden an Waisenkinder aus Donezk

Seit November 1997 erhalten die Waisenkinder des Donezker Stadtbezirks Kirowo humanitäre Hilfe durch die Gesellschaft Bochum-Donezk e. V.. Teilweise besteht Briefkontakt zu Bochumer Bürger:innen. Im Jahr 2004 lebten rund 345 Waisenkinder in dem Bezirk. Vom Staat erhalten sie 47 Euro pro Monat und können kostenlos die Schule besuchen. Die Wohnungsnot, vor allem nach Beendigung der Schule oder des Studiums, stellt ein besonders großes Problem dar.

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Julija Machno mit Elisabeth und Martin DiehlBildquelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V.

Die Biografie eines Donezker Waisenkindes:

"Ich, Julija Machno, wurde am 12. November 1984 in der ukrainischen Stadt Donezk geboren. Wie auch andere Kinder hatte ich Vater und Mutter. Wir lebten zusammen, und in den Ferien fuhren wir zur Großmutter. Als ich aber sechs Jahre alt war, kamen meine Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Daraufhin nahm mich meine Großmutter zu sich, wegen ihres fortgeschrittenen Alters jedoch konnte sie nicht ausreichend Geld verdienen und mich mit dem Notwendigen versorgen. So musste sie mich in eine Internatsschule geben. Dort lebte ich jeweils von Montag bis Freitag, in der schulfreien Zeit fuhr ich nach Hause zur Großmutter, die ich sehr liebte, weil sie mir die Eltern ersetzteund viel für mich tat. Als ich sechzehn war, starb die Großmutter zu meinem großen Kummer, und ich war jetzt ganz allein. Dies war eine sehr schwere Zeit für mich.Bei der ärztlichen Untersuchung vor Beginn meines Studiums stellte sich heraus, dass ich Lungentuberkulose hatte. […] In unserem Lande erfolgt die Heilung der Tuberkulose kostenlos, deshalb wurde ich sogleich in ein Krankenhaus eingewiesen. Dort war ich fünf Monate, dann entließ man mich, und ich begann, mich sofort auf die Aufnahmeprüfung in die Universität vorzubereiten. Zugleich habe ich etwas Geld verdient, indem ich Wintermützen strickte. Damit verdiente ich wöchentlich 30 Griwna [ungefähr 4,70 Euro]. Im nachfolgenden Studienjahr wurde ich Studentin der Donezker Staatsuniversität mit dem Studienziel Dolmetscher/Übersetzer. Unterstützt wurde ich von der Stiftung „Dobrata“ für elternlose Kinder. Jetzt bin ich bereits im dritten Studienjahr und bekomme als Waise ein Stipendium in Höhe von 400 Griwna [62,50 Euro] monatlich. Das normale Stipendium in unserem Lande beträgt 120 Griwna [18,75 Euro].

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Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (k. A.): Donezker Waisenkinder

In der Ukraine gibt es zwei Arten der Studienrealisierung: Das kostenpflichtige und das kostenfreie Studium. Studenten, die kostenfrei studieren, müssen sehr gute oder gute Leistungen erbringen. Elternlose Studenten können in den Sommer- und Winterferien kostenlos zu einem Erholungsaufenthalt (10 bzw. 5 Tage) ans Meer bzw. in die Berge fahren. Ich kann auch kostenlos an der Universität Ergänzungskurse in Englisch und Französisch besuchen. Die Donezker Verkehrsmittel darf ich als Waise frei benutzen. Durch Vermittlung meiner Universitätslehrer kam ich mit Elisabeth und Martin in Kontakt. Sie unterstützen mich sehr. Obgleich wir in unterschiedlichen Ländern leben, fühle ich ihre Liebe und Fürsorge. Sie schicken mir oft Kleidung und andere Dinge. Auch erhalte ich von ihnen sehr herzliche Briefe. Der Gedanke daran, dass Menschen in Deutschland an meinem Leben Anteil nehmen, ist für mich sehr motivierend. Ich möchte später ebenfalls anderen helfen. Das Beispiel dafür geben mir Elisabeth und Martin." Quelle: Gesellschaft Bochum-Donezk e. V. (2006) "Mitteilungsblatt Herbst 2006"