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Transcript

Wissenschaft
begründet
Rassismus

Wie wurde Rassismus in der Vergangenheit gerechtfertigt?

Deutschland, das Land der Dichter und Denker

Darauf sind viele stolz. Die Gedanken von Kant, Humboldt und Co. sind Teil der deutschen kulturellen Identität. Diese Denker haben unsere Sicht auf die Welt nachhaltig geprägt. Das bedeutet: Was Menschen vor Jahrhunderten an Theorien und Erkenntnissen veröffentlicht haben, hat auch in unserer heutigen modernen Welt sehr viel Bedeutung.

Kritische reflexion

Sollten wir diese Tatsache unhinterfragt annehmen? Nein!


Denker der Aufklärung wie Immanuel Kant oder Georg Wilhelm Friedrich Hegel haben das rassistische Denken übernommen und in ihren Werken zum Ausdruck gebracht. Diese Rassismen müssen markiert und ihre Auswirkungen erkannt und bearbeitet werden.

Im Folgenden wird das Konstrukt von „Menschenrasse“ und deren Zuschreibungen reproduziert. Wir weisen darauf hin, dass all die Theorien widerlegt und somit als falsch anerkannt sind. Die Auseinandersetzung mit den folgenden Informationen muss darum sensibel erfolgen, da, trotz Widerlegung, Menschen auch noch heute auf Grundlage dieser Theorien Privilegien besitzen bzw. benachteiligt, diskriminiert und verletzt werden.

1684

THEORIEN

1775

1777

1837

1859

François Bernier

(französicher Arzt, Philosoph, Asienreisender und Schriftsteller)


François Bernier teilte 1684 wohl zum ersten Mal in der Geschichte Menschen nach den Kategorien des Konstrukts „Rasse“ ein. In einem Brief vom 24. April 1684 an die Französische Akademie der Wissenschaften, der von Bernier geschriebenen sein soll, wird vorgeschlagen, die Erde nicht nur in geographische Regionen, sondern auch nach den Arten oder Rassen von Menschen zu unterteilen, die sie bewohnen. Er kategorisierte die Menschen aber nicht allein nach der Hautfarbe, sondern zählte die Bewohner Nordafrikas und Vorderasiens bis nach Indien zur selben „Art“ oder Rasse wie die Europas. Bernier legte dagegen besonderen Wert auf die unterschiedliche Schönheit der Frauen.

Johann Friedrich Blumenbach

(deutscher Anatom und Anthropologe)


In seiner Dissertation „De generis humanis varietate nativa“ untersucht Blumenbach die anatomischen und morphologischen Varietäten des Menschen und kommt zu dem Schluss, dass Unterschiede nur äußerlicher Natur seien. Er stellt zwar fest, dass sich keine Grenzen zwischen Populationen ziehen lassen können, benennt aber dennoch verschiedene Menschengruppen. Blumenbach prägt den Begriff „kaukasischen Rasse“ als Bezeichnung für die „weiße Rasse“, da er behauptete, dass aus ästhetischer Sicht, Menschen des Kaukasus in Georgien die „schönsten Exemplare“ seien.

Blumenbach kritisierte die Unterscheidung in unterlegene und überlegene Rassen, da es keine Unterschiede der Menschen hinsichtlich des Intellekts gäbe. Dadurch gilt Blumenbach als Begründer des wissenschaftlichen Antirassismus, da er Belege für die intellektuelle Gleichwertigkeit aller Menschen sammelte und publizierte. Allerdings war er auch der Erste, der im Kontext einer anthropologischen Taxonomie von einer eigenen „jüdischen Rasse“ sprach.

Immanuel Kant

(deutscher Philosoph)


In seinem Werk „Von den verschiedenen Rassen der Menschen“ unterscheidet Immanuel Kant Menschen ebenfalls hinsichtlich des Konstrukts „Rasse“. Neu ist, dass Kant eine Über- bzw. Unterordnung hinsichtlich der Bildungsfähigkeit hinzugefügt: „In den heißen Ländern reift der Mensch in allen Stücken früher, erreicht aber nicht die Vollkommenheit der temperierten Zonen. Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der ‚race‘ der Weißen. Die gelben Inder haben schon ein geringeres Talent. Die N* sind tiefer, und am tiefsten steht ein Teil der amerikanischen Völkerschaften.“ (Zitat aus einer Vorlesung zu "Physischer Geographie" im Jahr 1802). Der weiße Europäer wird an die Spitze gesetzt und gilt als der Vernunftbegabte. In späteren Texten begann Kant den Sinn des Rassenbegriffs als solchen jedoch zu bezweifeln.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

(deutscher Philosoph)


Georg Wilhelm Friedrich Hegel verlautbart in seinen "Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte": "Der N* stellt den natürlichen Menschen in seiner ganzen Wildheit und Unbändigkeit dar. (…) Es ist nichts an das Menschliche Anklingende in diesem Charakter zu finden." Für Hegel stellt diese Zuschreibung zudem eine unveränderliche Komponente dar: "Dieser Zustand ist keiner Entwicklung und Bildung fähig, und wie wir sie heute sehen, so sind sie immer gewesen."

Charles Darwin

(britischer Naturforscher)


1859 publizierte Charles Darwins seine Evolutionstheorie, die unser Weltbild so sehr verändert hat wie keine andere: die Erde wurde nicht von Gott in sechs Tagen geschaffen, sondern hat sich im Laufe von vielen Millionen Jahren zu dem entwickelt, was sie heute ist. Durch diese Theorie erfolgte eine erneute „Biologisierung“ und der Begriff der Rasse wurde verstärkt als Kategorie für Menschen wahrgenommen. Die Theorie wurde durch vermeintliches Wissen über fremde „Rassen“ untermauert, welches bei Forschungsreisen von Zoolog*innen, Anthropolog*innen und Völkerkundler*innen gewonnen wurde.

Was
sagten diese Wissenschaftler*innen denn über die angeblichen "Rassen"?

Carl von Linné erstellte 1735 eine biologische Systematik, in der Menschen nach ihrer geografischen Herkunft in Europäer*innen, Amerikaner*innen, Asiat*innen und Afrikaner*innen unterschieden werden. Die Varietäten wurden mit Hautfarben verbunden, die sich über folgende Auflagen veränderten. In der 10. Auflage 1758 wurde zudem ein Temperament und eine Körperhaltung hinzugefügt.

melanchonisch / steif

Gelber Asiaticus

sanguinisch / muskulös

Weiße Europaeus

cholerisch / aufrecht

Rote Americanus

phlegmatisch / schlaff

Schwarzer
Afer

Joseph Deniker
(russisch-französischer Anthropologe und Rassentheoretiker)

Verschiedene weitere Naturwissenschaftler*innen und Naturphilosoph*innen unterteilten die Menschheit in unterschiedlich viele Rassen:

29

Georges Cuvier
(französischer Naturforscher)

3

James Coles Prichard
(englischer Arzt und Ethnologe)

7

Louis Agassiz
(schweizerisch-amerikanischer Naturforscherschweizerisch-amerikanischer Naturforscher)

8

Jean Baptiste Bory de Saint-Vincent
(französischer Naturforscher)

24

Die Unterteilung der Rassen wurde immer feiner und eine Tendenz, den Begriff der „Rasse“ dem der Nation anzunähern, immer stärker.