Want to make creations as awesome as this one?

More creations to inspire you

Transcript

Erziehungsziele und -praxis in der brd 1949-1989

gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel bzw. Entwicklungen spiegeln sich in der Erziehung wieder. Dementsprechend sind die Erziehungspraxen durch den großen Zeitraum, gesellschafltlichen Umbruch und die verschiedenen Anwendungsbereiche sehr heterogen,komplex und teilweise sogar widersprüchlich.

Allerdings lassen sich geschichtlich drei Schnittpunkte herausarbeiten, die für die Entwicklung und den Wandel der Erziehungswirklichkeit wichtig sind:

Rabab Al-khusaei

Die Zeit der pädagogischen restauration

(1949-1965)

Die Alliierten fordern die "Re-education" (dt. Umerziehung)

Erziehungsziel: Erziehung zur Demokratie und demokratischem Verhalten als Prävention faschistischer und totalitärer Herrschaft

Kennzeichnende Merkmale der gewünschten Reform:
-Demokratisierung
-Stufen-/Einheitsschule
-Chancengleichheit
-kooperatives Lehrkraft-SuS-Verhältnis
-Selbstständigkeit
-Einführung des Unterrichtsfaches für politische Bildung

Die Deutschen vertreten zwar einen Antifaschismus, begrüßen die Reform allerdings nicht. Sie wollen restaurativ handeln und zu traditionellen Bildungsvorstellungen zurückkehren.

Erziehungsziel: Erziehung zum schlichten, volkstümlichen, traditionellen, eingeordneten Menschen in natürlicher Gemeinschaft

Kennzeichnende Merkmale der deutschen Erziehungsvorstellungen:
-pädagogischer Traditionalismus (bewährte, traditionelle Normen sollen vermittelt werden)
-restaurative Tendenzen, historisch geprägter Wertekanon
-Dreigliedrigkeit der Schule, nur innere Schulreform
-"Schlussstrich-Mentalität"
-Demokratisierung nicht nötig


Defizite des pädagogischen Traditionalismus:

  • Gegenwartsbezug: Ideale und Werte überholt, keine Verknüpfung mit Gegenwart (Klafki)
  • Gültigkeit: Predigt unveränderlicher Werte (z.B. durch die Bibel/ griechische Schriften) erlaubt kaum realistische Entwicklung (Klafki)
  • Offene Zukunft: Alte Fragen wird mit alten Antworten begegnet, neue Fragen und Antworten werden ausgeklammert (Klafki)
  • Bildungsungerechtigkeit: verschiedene Schulformen mit unterschiedlicher Wertung (Fend)

Erziehung(sziele) restaurativ, traditionalistisch, vergangenheitsorientiert, nicht demokratisch

Die zeit der bildungsexpansion und reformen (1965-1980)

Man bemerkt, dass die schulische Bildung nicht mehr den aktuellen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erfordernissen entspricht, was zur Bildungsexpansion führt.

Ausgangslage: Schulabgänger wurden sozial diskriminiert (durch Selektionssystem) -

Bildungsziele:
-Demokratisierung des Schulsystems
-Chancengleichheit
-Bildung als Bürgerrecht etablieren -Abiturientenzahl steigern,
-strukturelle Reform des Bildungswesens:
-Schulstruktur ( OS, Sek l, Sek ll, Kurssystem)
-Didaktik (curriculare Wissenschaftsorient.)
-Unterrichtsmethodik (Frontalunterricht + entdeckendes& soziales Lernen

Erziehungsziele:
-Selbstständigkeit und Urteilsfähigkeit
-Kreativität
-Demokratiebewusstsein
-Toleranz, Offenheit und Respekt
-interkultureller Respekt
-Ordnung, Fleiß, Disziplin als Sekundärtugenden
-politische Verantwortung
-Durch Psychoanalyse, Adorno, Habermas auch Emanzipation, Mündigkeit, Vernunftfähigkeit, Veränderungswille, rational begründetes politisches Handeln....

Die erzieherieherische Praxis in den Schulen entsprach aber nur zum Teil diesen Zielen.

National- und wertkonservative Gegenbewegung:
"Mut zur Erziehung" ist ein neo- und wertkonservativer Widerstand gegen die Bildungs- und Erziehungsreformen. Ihre propagierten Erziehungsziele:
-Autorität des Lehrers
-Fleiß, Disziplin, Ordnung
-keine Kritikfähigkeit, Wissenschaft und Individualität
-Anerkennung der Ungleichheit

-> Eher eine "Erziehung zum Mut" als "Mut zur Erziehung"

Erziehung- und Bildung(sziele) demokratischER, strukturell teilweise reformiert, geht in Richtung Mündigkeit, Selbstständigkeit, Chancengleichheit

Zeit der konsolidierung und neuordnung
(1980-1989)

Nun werden die wirtschaftlich-gesellschaftlich gedachten Erziehungs- und Bildungsziele pädagogisch betrachtet. Nach Klafki werden sie kritisch-konstruktiv begründet und sind nun didaktisch gemeint.


Erziehungsziele (nach Klafki):
-Fähigkeit zur Selbstbestimmung
-Mitbestimmungsfähigkeit
-Solidaritätsfähigkeit
-Bildung in allen Grunddimensionen menschlicher Interessen und Fähigkeiten (kognitive, handwerklich-technische, soziale, politische, ... Entwicklung)

Begründung: Erziehungsziele sollten personale Grundrechte und fundamental-demokratische, entwicklungsbereite Gesellschaft achten (doppelter Fokus!)

Klafkis Kriterien für Organisation des Bildungswesens:

-"Bildung für alle" als demokratisches Bürgerrecht& Bedingung
-selbsttätige Erarbeitung, personale Verantwortung
-effektive Frage- und Problemstellungen mit Gegenwartsbezug und Zukunftsperspektive

Diese pädagogischen Überlegungen zur demokratischen Schulreform wurden zwar für alle staatlichen Schulen gedacht, aber nur in Versuchsschulen und Gesamtschulen konsequent durchgesetzt!

-> Erziehungspraxis noch immer nicht deckungsgleich mit pädagogisch legitimierten Zielen!

Pädagogische Reflexion der Erziehungsziele (nach Klaus Beyer):
Erziehungsziele können gesellschaftlich, wirtschaftlich, politisch begründet werden. Wenn sie allerdings spezifisch als Erziehungsziele formuliert werden, müssen sie pädagogisch reflektiert und legitimiert werden.

z.B. können Disziplin, Fleiß und Ordnung durchaus im Sinne der Persönlichkeitsentw. verstanden werden, wenn die...
-Mittel der Erziehungspraxis,
-Bedingungen der Vermittlung,
-Wirkungen und auch Nebenwirkungen der Erziehungspraxis
...im Sinne einer Persönlichkeitsentwicklung wünschenswert sind.

-> Erziehungsziele müssen genau reflektiert und geordnet werden, um den Missbrauch zu vermeiden und pädagogisch legitim und effektiv zu erziehen und zu bilden.

Erziehung- und Bildungsziele kritisch-konstruktiv reflektiert, ganzheitlich, demokratisch, pädagogisch analysiert und legitimiert mit doppeltem Fokus auf personale Entwicklung/Rechte und Erhalt der demokratischen Gesellschaft

EW-LK

Frau Kahrau