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Christologie und Ethik

13.1. Leben aus Hoffnung

Übersicht über das Halbjahr

Schwerpunktthemen

1. Ethische Grundmodelle

2. Einführung Umweltethik

3. Biblische Grundlagen einer christlichen (Umwelt)Ethik (AT)

4. Jesu Verkündigung des Reiches Gottes und die Perspektive auf Umweltethik

Exkurse

Fracking

5. Umweltethische Problemfelder im Diskurs

Übersicht über das Halbjahr

Schwerpunktthemen

1. Ethische Grundmodelle

2. Einführung Umweltethik

3. Biblische Grundlagen einer christlichen (Umwelt)Ethik (AT)

4. Jesu Verkündigung des Reiches Gottes und die Perspektive auf Umweltethik

Exkurse

Fracking

5. Umweltethische Problemfelder im Diskurs

Was sollen wir tun?

1. Ethische Grundmodelle

Step 1

Unterscheidung von Ethik und Moral

(Anklicken)

Die Begriffe „Moral" und „Ethik" bezeichneten lange Zeit über etwas Vergleichbares. In der Philosophie gibt es aber eine terminologische Trennung zwischen diesen beiden Wörtern: Unter einer Moral versteht man ein Normensystem, dessen Gegenstand das richtige Handeln von vernunftbegabten Lebewesen ist und für sich das Anrecht auf Allgemeingültigkeit erhebt. Ethik ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Moral. Ethik steht somit eine Reflexionsstufe (über) der Moral.

Dementsprechend heißt „moralisch" so viel wie „sittlich" oder „sittlich gut"(aus jemandes Norm entspringend oder mit jemandes Norm übereinstimmend) und „ethisch" bedeutet so viel wie „sittenwissenschaftlich". „Moralisch" und "ethisch" stehen im Grunde zueinander wie „psychisch" und „psychologisch", „sozial" und „soziologisch". Sie haben ein psychisches Problem, wenn Sie eine Phobie besitzen. Und sie habe ein psychologisches Problem, wenn Sie sich fragen, ob Phobien mit Kindheitserinnerungen zusammenhängen. Während noch viele Moralen koexistieren, kann es nur eine Ethik geben. Es gibt aber sehr wohl unterschiedliche ethische Theorien und Grundformen, die in ihrer Argumentation unterschiedliche Schwerpunkte setzen (s.u.).

Für ethische Diskussionen nutzt man häufig erfundene Situationen, in denen keinesfalls auf den ersten Blick klar ist, was das richtige (oder bessere oder immerhin weniger schlechte) Verhalten ist. In solchen Fällen gibt zum Beispiel mehrere Handlungsmöglichkeiten, aber sie sind alle problematisch. Oder es gibt mehrere Handlungsmöglichkeiten, die wir eigentliche alle ergreifen sollten, obwohl wir dazu nicht in der Lage sind. Oder das, was wir ethisch idealerweise tun sollten, gerät in einen Konflikt mit unseren ganz persönlichen Interessen und erscheint uns nicht zumutbar. Solche Situationen nennt man ethische Dilemmata (Einzahl: Dilemma).

Ethik, Moral, säkulare Handlungskonzepte

Step 3

Step 2

Grundströmungen ethischer Urteilsbildung (Anklicken)

Grundformen ethischer Urteilsbildung

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Grundströmungen in der ethischen Urteilsbildung:

  • Teleologische Ethik: Schwerpunkt liegt auf dem Zweck, dem Ziel oder den Folgen
  • Deontologische Ethik: Schwerpunkt lieg auf den Pflichten/Werte/Was soll ich eigentlich tun?

Grundformen ethischer Urteilsbildung | säkulare Handlungskonzepte (Anklicken)

Es wird bei der Auseinandersetzung deutlich, dass einige Grundformen sehr gegensätzlich argumentieren, andere durchaus miteinander verwandt sind. Die bekanntesten Grundformen der ethischen Urteilsbildung, die man häufig gegenüberstellt sind:

  • Pflicht- /Prinzipienethik und der Utilitarismus
  • Gesinnungsethik und die Verantwortungsethik

Da diese Grundformen immer wieder in der ethischen Diskussion auftauchen, werden sie nachfolgend genauer betrachtet.


Pflicht- oder Prinzipienethik:

Als Pflichtethik bezeichnet man solche Theorien, die die Forderung aufstellen, das Handeln an bestimmten Pflichten zu orientierenunabhängig von den Folgen der Handlung. Bestimmte Handlungen (z.B. lügen oder töten) sind in sich schlecht und daher falsch. Sie bleiben auch dann falsch, wenn sie etwas Gutes bewirken wollen. Pflichten gelten also ohne Einschränkung. Einer der berühmtesten Vertreter der Pflichtethik ist Immanuel Kant, der den Kategorischen Imperativ formulierte: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Moralisches Handeln ist für Kant Handeln aus Pflicht, also aus Achtung vor dem Gesetz. Die Geltung dieser Maxime ist universell und absolut und es gibt keine Diskussion. Im Trolley-Problem wäre demnach jedes Eingreifen, um den Zug umzulenken, aus Prinzip abzulehnen. Stellen wir uns vor, wir hätten zur Zeit des Nationalsozialismus eine jüdische Familie versteckt, und die Gestapo befragt uns an der Tür, ob wir Kenntnis über ihren Aufenthaltsort haben. Wir müssten dazu lügen. Bei einer Pflichtethik ist es aber so, dass eine Lüge auch verboten bleibt, wenn sie zu besseren Konsequenzen führen würde. Sie bleibt sogar verboten, wenn durch sie eine größere Zahl von Lügen verhindert werden könnte. Die Maxime, nicht zu lügen bleibt absolut und verpflichtend. Das Versteck müsste also verraten werden.


Utilitaristische Verständnis oder Nutzenethik:
Sie bildet den Gegenpol zur Pflicht-/Prinzipienethik. Ethisch geboten ist das, was den größten Nutzen oder das größte Glück bringt für alle Betroffenen. Es wird gefragt: Was bringt also der Allgemeinheit das größte Wohl? Hier würde ein Grundsatz also so lauten: „Handle so, dass das größtmögliche Glück (Qualität) für die größtmögliche Zahl (Quantität) entsteht.“ Moralisches Handeln wird hier demnach am Nutzen und Glück gemessen. Für einen Utilitaristen spielen Gesetze oder gesetzte Rechte wie die Menschenwürde zunächst einmal keine Rolle: So wäre es beispielsweise erlaubt, einen Menschen zu foltern, wenn sich dadurch andere Menschenleben retten ließen. Der führende Vertreter des Utilitarismus war John Stuart Mill, der formulierte: „Handle so, dass für alle Betroffenen (also auch für Dich) möglichst viel Freude und möglichst wenig Leid mit Deiner Handlung erreicht wird." Ein weiterer Vertreter ist Jeremy Bentham. Unter dieser Prämisse könnte im Beispiel oben das Versteck der jüdischen Familie verschwiegen werden. Eine besondere Form des Utilitarismus ist, wenn der nur der persönliche Nutzen und das persönliche Glück zur Bewertung einer Handlung berücksichtigt werden. In diesem Fall spricht man von einem ethischem Egoismus (vgl. materialistisches Menschenbild). Soziologen attestieren besorgt, dass diese Grundform in der gegenwärtigen Gesellschaft auf privater (z.B. Rücksichtslosigkeit/Ignoranz), politischer (z.B. „America first“) und wirtschaftlicher (Profitstreben ohne Rücksichtnahme, z.B. Abgasskandal) Ebene immer mehr zur Triebfeder des Handelns werde. Ein zeitgenössischer Verfechter des Utilitarismus ist der umstrittene australische Philosoph Peter Singer. Er räumt z.B. Eltern nach der Geburt ihres Kindes eine gewisse Bedenkzeit ein, ob sie ein behindertes Kind behalten oder tten wollen. Würden sie das Kind töten, hätten sie die Chance auf ein gesundes Baby und könnten so ihr Glück, laut Singer, vergrößern.

Gesinnungsethik:
Die Gesinnungsethik ist mit der Pflichtethik insofern vergleichbar, weil auch sie nicht nach den Handlungsfolgen fragt. Im Unterschied zur Pflichtethik geht die Gesinnungsethik allerdings nicht von statischen und festen Pflichten aus, denen gegenüber der Mensch sich willenlos zu verhalten hat, sondern fragt nach den individuellen Motiven einer Handlung. Für die Beurteilung einer Handlung kommt es darauf an, dass der Handelnde guten Willens war. Wenn das der Fall war, ist die Handlung als gut zu bewerten, auch wenn das Ergebnis schlecht war. Ein Beispiel für die Anwendung der Gesinnungsethik entsteht in Dilemmasituationen. So kann eine Abtreibung und die mit ihr verbundene Tötung eines Menschen gesinnungsethisch gut sein, wenn Wille und Beurteilungsspielraum der Handelnden gut waren (also beispielsweise mit Gefahren für das Leben der Mutter gerechnet werden musste, oder man etwa Unschuldige vor einem gewalttätigen Täter schützen wollte). Es werden also Handlungen nach der Handlungsabsicht bewertet, und zwar ungeachtet der nach erfolgter Handlung eingetretenen Handlungsfolgen. Wenn die Absicht also gut ist, dann ist die Entscheidung richtig, auch wenn sie zu schrecklichen Folgen führt. Ein bekannter Vertreter ist Max Weber.

Verantwortungsethik:
Die Verantwortungsethik stellt, ähnlich dem Utilitarismus, das Ergebnis einer Handlung in den Mittelpunkt der Erwägungen. Es kommt nicht auf den guten Willen einer Handlung an (vgl. Gesinnungsethik), sondern darauf, ob das Ergebnis verantwortbar ist. Im Verantwortungsbegriff liegt der Gegensatz zum Utilitarismus, der nur nach dem Nutzen fragt. Der Verantwortungsbegriff kennt aber durchaus unüberschreitbare Regeln wie die Menschenrechte. Demnach kann sich eine Partei etwa an der Regierung beteiligen, auch wenn sie einige ihrer Ziele dann nicht umsetzen kann, damit sie ihrer Verantwortung gerecht werden und wenigstens Teilziele realistisch sind, oder aber soll sie ihrer Gesinnung, bzw. den Prinzipien treu bleiben und muss daher in die Opposition gehen? Der von Max Weber geprägte Begriff der Verantwortungsethik bezeichnet eine Ethik, die sich im Gegensatz zur Deontologie durchaus mit den Folgen einer Entscheidung und somit der Frage nach der Schuld auseinandersetzt. Dietrich Bonhoeffer erklärt, dass der Mensch nicht für sich allein, sondern auch für seine Mitmenschen verantwortlich sei. So sei es auch möglich, sich in gewissen Situationen gegen ein Prinzip zu stellen, wohlwissend, dass dies zwar falsch, gleichzeitig jedoch die Rettung vieler Menschen bedeuten könnte (z.B. Hitler-Attentat). Er widerspricht damit Kants Überlegungen zur deontologischen Ethik: „Es wird sich auch hier gerade im verantwortlichen Aufsichnehmen von Schuld die Unschuld eines allein an Christus gebundenen Gewissens am besten erweisen“. N Hoffnung auf Rechtfertigung durch Gott nimmt Bonhoeffer die Schuld auf sich, um seiner Verantwortung gegenüber dem Nächsten nachzukommen

Exkurs: Weitere, spezifischere Grundformen ethischer Urteilsbildung

Neben diesen vier bekanntesten Grundformen gibt es eine Vielzahl von weiteren ethischen Formprinzipien. Einige werden in der Folge kurz umrissen:
Situationsethik: Es wird abgelehnt, von allgemeinen Prinzipien auszugehen. Sie sagt aus, dass man die Situation insgesamt betrachten und auf dieser Grundlage eine Entscheidung treffen muss. Das Gute lässt sich nicht abstrakt nach allgemeinen Prinzipien oder Regeln bestimmen, sondern nach angesichts der jeweiligen Umstände in einer bestimmten Situation und unter Berücksichtigung der daran Beteiligten. Hedonismus oder Genussethik: Entscheidend ist, was den Lebensgenuss steigert oder was Spaß macht. Ziel ist das maximale Glück, Leid soll möglichst vermieden werden. Jede Einschränkung des Genießens soll möglichst ausgeschlossen werden.

Die bis hierhin dargestellten Grundformen zählen zu sogenannten säkularen Handlungskonzepten. Es gibt aber auch biblisch-christliche orientierte Grundformen ethischer Urteilsbildung zu denen häufig die nachfolgenden zugewiesen werden. Gewissensethik: Was gut und richtig ist, hängt letztlich vom Gewissen jedes Einzelnen ab, das manchmal mit der Stimme Gottes im Menschen gleichgesetzt wird. Hier geht es mehr um die Norm, weniger um die Gesamthaltung wie bei der Gesinnungsethik. Liebesethik: Entscheidend soll allein die liebevolle Zuwendung zu anderen sein, die sich häufig auf das biblische Gebot der Nächstenliebe beruft. Schöpfungsethik/Ehrfurchtsethik: Bei dieser Form der biblisch-christlichen Ethik ist die Definition des Menschen als Geschöpf Gottes, aber die ihn umgebende Schöpfung als Geschenk Gottes entscheidend, was überaus große Ehrfurcht vor jedem (menschlichen und tierischen) Leben zur Folge hat. Angesichts ökologischer Fragen allerdings zunehmend auch die Eingebundenheit des Menschen in die Gesamtheit der Schöpfung. Albert Schweitzer: „Der denkend gewordene Mensch erlebt die Nötigung, allem Willen zum Leben die gleiche Ehrfurcht vor dem Leben entgegen zu bringen wie dem seinen. […] Als gut gilt ihm, Leben erhalten, Leben fördern, entwickelbares Leben auf seinen höchsten Wert bringen. Als böse: Leben vernichten, Leben schädigen, entwickelbares Leben niederhalten. Dies ist das denknotwendige, universelle, absolute Grundprinzip des Ethischen. Dem Menschen, der zur Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben gelangt ist, ist jedes Leben als solches heilig. Er hat Scheu davor, ein Insekt zu töten, eine Blume abzureißen. Den Wurm, der auf der Straße verschmachtet, errettet er, indem er ihn ins Gras legt.“

Ziel: Du vergleichst Grundformen ethischer Urteilsbildung.

Mini-Übung

Ziel: Du vergleichst Grundformen ethischer Urteilsbildung.

Anwendungsbeispiel aus dem Unterricht

Ziel: Du vergleichst Grundformen ethischer Urteilsbildung.

Schritte ethische Urteilsbildung

1. Problembestimmung: Warum liegt ein Problem vor? Welche Erwartungen gibt es? Bisheriges Vorgehen? Dimensionen des Problems?

2. Situationsanalyse: Was steht für die Beteiligten auf dem Spiel? Welche Disziplinen oder Experten können befragt werden?

3. Verhaltensoptionen: Welche Verhaltensoptionen und -spielräume gibt es und welche Folgen sind zu erwarten?

4. Normenprüfung: Welche Normen, Werte, Argumente sind zu berücksichtigen?

Wenn ein fundiertes ethisches Urteil - wie beim "Fracking" - gefällt werden soll, müssen unterschiedliche Schritte unternommen werden:

5. Vorschlag Urteilsentscheid

2. Einführung Umweltethik

Einführungstext: Klicke hier.

Die Umweltethik ist die ethische Teildisziplin, die sich mit dem normativ richtigen und moralisch verantwortbaren Umgang mit der äußeren, nichtmenschlichen Natur befasst.

Es ist also eine Bereichsethik, die…
1. herausfinden möchte, wie Menschen mit ihrer Umwelt und der Natur insgesamt umgehen sollen,
2. untersucht, ob anderes in der Natur neben dem Menschen als moralisches Objekt anzuerkennen ist,
3. diskutiert, wie sich moralische Subjekte, nichtmenschlichen moralischen Objekten gegenüber verhalten sollen.

Mit der Freisetzung von technischem Wissen und wirtschaftlicher Macht nie gekannten Ausmaßes in der Geschichte der Menschheit und der damit zusammenhängenden Umweltkrise, erfahren umweltethische Fragen heute eine neue Bedeutung.

Immer häufiger wird die Forderung laut, Eingriffen von Mensch und Wissenschaft in die Natur ethische Grenzen zu setzen. Ein Entscheidungsträger im Umweltmanagement eines Unternehmens kann in diesem Zusammenhang vor folgenden Fragen stehen:

  • Ist der Mensch nur sich selbst gegenüber verpflichtet oder in Wahrheit auch gegenüber Tieren, Pflanzen und Landschaften?

  • Wie weit reicht die Verantwortung des Menschen und der Gesellschaft für die natürliche Umwelt? Sollten der Natur eigene Rechte zugestanden werden oder dürfen unter ethischen Gesichtspunkten pflanzliche und tierische Artenvielfalt kurzfristigen ökonomischen Vorteilen geopfert werden?

  • Können nichtmenschliche Lebewesen und unbelebte Materie überhaupt Träger von eigenständigen Rechten sein?

ie Umweltethik ist ein relativ neuer Bereich der angewandten Ethik. Deshalb werden einige Begrifflichkeiten noch unterschiedlich gebraucht. Oft wird die Umweltethik beispielsweise auch als ökologische Ethik oder irrtümlich als Umweltphilosophie bezeichnet. Wichtige Teilbereiche der Umweltethik sind

  • die Tierethik, die sich mit dem moralisch verantwortbaren Umgang mit Tieren befasst;
  • die Naturethik, die den Umgang mit biologischen Einheiten wie Populationen, Arten, Biotopen, Ökosystemen oder Landschaften betrifft;
  • die Umweltethik im engeren Sinne, die sich mit dem Umgang mit natürlichen Ressourcen und Umweltmedien (beispielsweise Wasser, Boden, Klima, genetische Vielfalt) beschäftigt


Untergliedert werden kann eine Umweltethik demfolgend danach, inwieweit Tieren, Pflanzen und unbelebter Natur eigenständige Rechte neben dem Menschen zugebilligt werden:

  1. Anthropozentrische Umweltethik: Nur der Mensch besitzt eigenständige Rechte.

  2. Pathozentrische Umweltethik: Alle schmerz- und leidensfähigen Lebewesen besitzen eigenständige Rechte, d.h. auch Tiere.

  3. Biozentrische Umweltethik: Alle Lebewesen besitzen eigenständige Rechte, d.h. auch Tiere und Pflanzen

  4. Holistische Umweltethik: Die gesamte Natur besitzt eigenständige Rechte, d.h. auch unbelebte Materie

Umweltethik

Ziel: Du erörterst anhand eines exemplarischen Konfliktes ethische Problemstellungen

3. Biblische Grundlagen einer christlichen (Umwelt)Ethik

Grundpositionen der Umweltethik im Spiegel der biblischen Schöpfung

Ziel: Du erörterst anhand eines exemplarischen Konfliktes ethische Problemstellungen

Übung

Ziel: Du erörterst anhand eines exemplarischen Konfliktes ethische Problemstellungen

Grundsätzliche Überlegungen.

(Bitte anklicken)

Auch wenn einzelne Grundformen ethischer Urteilsbildung als biblisch-christlich orientierte Ausrichtungen verstanden werden (s.o.), erscheint es unmöglich, eine eindeutige biblisch-christliche Ethik zu formulieren. Eine vernünftige Diskussion über eine biblisch-christlich orientierte Ethik muss immer einen reflektierten Umgang mit den biblischen Texten einlösen, wenn man nicht eindimensional und fundamentalistisch argumentieren will, was den biblischen Texten nicht gerecht werden würde.


Biblische Ethik aus dem AT

Dies lässt sich auch an den Zehn Geboten (Dekalog) nachweisen, die uns im AT in zwei Überlieferungen (Ex 20,2-17 / Dtn 5,6-21) vorliegen. Der Kontext ihrer Entstehung ist die Befreiung aus Ägypten durch Mose nach 40 jähriger Wanderschaft durch die Wüste am Berg Sinai. Es gibt unterschiedliche Zählweisen bei den Zehn Geboten; Die lutherische Zählweise ist die in zwei Tafeln:

  • Tafel: Götterverbot (Vorstellung, Fremdgötter, Bilderverbot), Namensmissbrauch, Feiertag, Eltern,
  • Tafel: Töten, Ehebrechen, Stehlen, Zeugnis, Begehren Haus, Begehren Lebewesen

Der Dekalog setzt sich aus Verboten und Geboten zusammen. Es ist kein Rechtsdokument, die es in der Bibel durchaus auch gibt. Kasuistische Rechtsvorschriften entwickeln ein Prinzip nach dem folgenden Muster: Wenn diese Verfehlung geschieht, dann hat dies folgende Strafe zur Folge. Die Zehn Gebote geben so etwas allerdings nicht vor. Dennoch gelten sie bis heute als Orientierungsgröße, müssen aber historisch-kritisch differenziert betrachtet werden und können daher keinen eindeutigen Handlungsrahmen für eine biblische Ethik anbieten. Neben dem Fehlen von Konsequenzen für das Übertreten der Verbote ist es nämlich bei genauerer Untersuchung auch nicht klar, was mit den Verboten genau untersagt werden soll. Im Hinblick auf das Verbot des Ehebruchs kann festgestellt werden, dass die konkrete Anwendung von kulturellen Gegebenheiten abhängt (Mono-, Bi-, Polygamie) und das Verbot in der patriarchalen Gesellschaft, die zur Zeit Mose ganz anders ausgelegt wurde, als dies heute in traditionell christlicher Deutung geschieht. Sexuelle Beziehungen verheirateter Männer zu unverheirateten Frauen galten etwa nicht als Ehebruch. Auch beim Diebstahlverbot fehlt jede weitere Differenzierung. In Dtn 5,20 geht es nicht um das Verbot der Lüge überhaupt, sondern um das Lügenzeugnis vor Gericht, was in damaliger Zeit – ohne entsprechende Justizverfolgung – für die Gemeinschaft überaus wichtig war. Das sogenannte Tötungsverbot verbietet dem Wortgebrauch nach (hebr. Rasah) nicht generell jedes Töten, sondern nur ein „gewalttätiges, schuldhaftes Töten“. In welchen Fällen dies aber vorliegt, wird schon als entschieden vorausgesetzt. Daher kann das Tötungsverbot des Dekalogs keine Hilfe bei der normativ-ethischen Frage nach der Unterscheidung von erlaubtem und unerlaubtem Töten sein. Gleichsam wird in dem Verbot deutlich, dass dem Leben grundsätzlich mit Ehrfurcht begegnet werden muss und keine leichtfertige Tötung geschehen darf. Auf dieser Grundlage wird deutlich, wie schwer es bei historisch-kritischer Betrachtung des Dekalogs ist, mit ihm eine konkrete Ethik zu formulieren. Natürlich ist der Dekalog aber nicht unwichtig, gibt er doch eine grundsätzliche Orientierungslinie vor. Die genannte Ehrfurcht vor dem Leben, die sich etwa aus dem Tötungsverbot ergibt, lässt sich z.B. sehr gut mit dem biblischen Menschenbild verknüpfen, das sich aus den Schöpfungserzählungen und Ps 8 ablesen lässt. Zur Wiederholung empfiehlt sich ein Blick in den Reader aus Jg.11. Hier werden zur Erinnerung nur Oberbegriffe genannt: Herrschaftsauftrag, Stellvertretergedanke, Gottesebenbildlichkeit, Leben als Geschenk Gottes, Menschenwürde durch Gottesnähe, Freiheit und Selbstbestimmung, Verantwortung, Sünde, Partner Gottes, Mensch als Beziehungswesen.

Weitere wichtige Texte für ethische Diskurse auf Grundlage des AT sind z.B.:

Gen 9,6: In der Ausführung „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ wird ein wichtiger Aspekt verdeutlicht, nämlich, dass Vergeltung immer dem Anspruch nach Gerechtigkeit genügen muss. Genau wie Gott Jona in Jona 4 verdeutlicht, dass seine Gerechtigkeit Barmherzigkeit für diejenigen einschließt, die von ihrem Irrweg umkehren (Menschen in Ninive). Geschieht dies nicht, wie etwa in Sodom (Gen 19), dann kann Gottes Gerechtigkeit aber auch Strafe einschließen. Diese Strafe dient aber dem Ziel, ausgeübtes Unrecht in Gerechtigkeit zu wenden. Gott fängt mit seinem Volk immer wieder neu an und gibt es nicht auf. Viele der alttestamentarischen Propheten erhalten in ihren Visionen den Auftrag, Unrecht anzuprangern und bei ausbleibender Umkehr ein Strafgericht anzukündigen. Der Prophet Amos (Amos 2,6-16) erkennt, wie die Herrschenden immer reicher werden und die Schwachen immer weiter verarmen. Gott stellt sich gegen diese soziale Ungerechtigkeit und schickt Amos, um für eine Veränderung zu sorgen, womit klar wird, dass Gott auch im AT für ein friedvolles und gerechtes Miteinander eintritt. Dies entspricht auch den Handlungsprinzipien, die sich in Lev 19 nach der Verkündigung des Dekalogs finden: Der Nächste soll nicht ausgebeutet werden, es soll in der Gemeinschaft keine Bevorzugungen, keinen Hass oder Verleumdungen geben (z.B. vor Gericht), Benachteiligte (Blinde, Taube) sollen unterstützt werden (Lev 19, 13-17). Kurzum: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie Dich selbst“ (Lev 19,18). Die Hoffnung auf ein göttliches Jerusalem, in dem dieses friedvolle Miteinander umgesetzt wird, formuliert nicht erst Jesus von Nazareth. Er greift dabei auf die Verkündigung des Propheten Jesaja zurück (s.o.).


Wir erkennen also: Bereits aus dem AT lassen sich wichtige Grundleitlinien für ethische Diskurs ziehen, auch für den Bereich Umweltethik, wie in den nachfolgenden beiden Übungen belegt wird.

Das AT und die Frage der Ethik

Ziel: Du stellst biblisch-theologische Grundlagen christlicher Ethik dar

Genesis: Schöpfung und Umweltethik

Ziel: Du stellst biblisch-theologische Grundlagen christlicher Ethik dar

Propheten des AT und Umweltethik

Ziel: Du stellst biblisch-theologische Grundlagen christlicher Ethik dar

4. Jesu Verkündigung des Reiches Gottes und die Perspektive auf Umweltethik

Eine Ethik des Neuen Testaments?

Schwerpunkttext

(Anklicken)

Wenn man sich mit der Ethik im NT beschäftigt, ist die Bergpredigt gewiss eine Art „Grundsatzprogramm“ (s.o.). Das Grundanliegen des Wirkens Jesu war die Verkündigung des Reiches Gottes (s.o.). Das Reich Gottes beinhaltet für Jesus Freiheit, Gerechtigkeit und Wahrheit.

Das NT bringt kein klar ausgearbeitetes System von Regeln und Geboten, sondern nur einzelne Anregungen zum richtigen Handeln, die dem Kommen des Reiches Gottes dienen. Von den zentralen ethischen Grundsätzen des Judentums übernimmt Jesus dabei z.B. Dekalog und die Forderung nach Gottes- und Nächstenliebe. Zugleich aber überschreitet er auch die alttestamentlichen Moralvorstellungen. Jesus bestätigt die Gesetze der Tora, übernimmt sie aber nicht einfach (z.B. Verschärfungen in den Antithesen). Gleichsam lehnt er die kultischen Reinheitsvorschriften des Judentums ab und fordert stattdessen die Reinheit des Herzens (Gesinnungsethik statt Pflichtethik). So stellt Jesus den zeitgenössischen Tempelkult mit seinen Tieropfern, der Tempelsteuer und dem Kult- und Sühnewesen in Frage; wichtiger ist für ihn die gelebte Barmherzigkeit und gegenseitige Vergebung. Jesus setzt sich über Sabbatvorschriften hinweg, wenn es um das Wohl von Menschen geht. Jesus überschreitet aber auch andere Grenzen, mit der Zielsetzung, den Menschen, insbesondere die Außenseiter in den Mittelpunkt der göttlichen Verkündigung zu setzen. Es gibt im NT zahlreiche Beispiele, bei denen Jesus solche Grenzen überschreitet. Bereits der Stammbaum, den Matthäus zu Beginn seines Evangeliums aufzeigt, ist für viele Zeitgenossen gewiss verwirrend. Die Lebensgeschichten der Frauen die dort auftauchen (Tamar, Rahab, Rut, Batseba, der Frau des Uria, und Maria) sind etwa zum Teil mit Anstößigkeiten verbunden. Und auch in der Weihnachtsgeschichte wird deutlich, dass Jesus ein Messias ist, der nicht den Vorstellungen seiner Zeit entspricht. Geboren in größter Armut, in einer Krippe in Betlehem, verfolgt vom herrschenden König (vgl. Krippenerzählung bei Lk, Sterndeuter und Verfolgung bei Mt). Und auch in seinem späteren Handeln bricht der erwachsene Jesus mit Konventionen seiner Zeit, z.B.:

  • Er heilt einen Aussätzigen (Mk 1, 40-45) und andere Notleidende, die von der jüdischen Gesellschaft ausgegrenzt und als Sünder deklariert wurden.
  • Er hat auch Jüngerinnen (Lk 8,1-3), was in der patriarchalen Gesellschaft ungewöhnlich war.
  • Er ergreift Partei für eine Ehebrecherin und rettet sie vor der Steinigung (Joh 8, 1-11).
  • Er speist mit Zöllnern (Mt 9,9-13), die als Kooperationspartner der Römer verhasst waren.
  • Er geht unerwartet auf Fremde zu, die es eigentlich nicht wagen dürften, sich dem jüdischen Jesus zu nähern, wie eine Kanaaniterin (Mt 15,21–28) oder die Samariterin (Joh 4, 5-43).
  • Er heilt an einem Sabbat und antwortet auf die Kritik mit den Worten: „Gott hat den Sabbat für den Menschen geschaffen, nicht den Menschen für den Sabbat.“ (Mk 2,23-27).

In all diesen Grenzüberschreitungen wird deutlich, dass die aus Gottesliebe genährte liebevolle Ausrichtung auf den Mitmenschen, insbesondere auf die Schwachen das Zentrum der Botschaft und der Dienst am Nächsten im Zweifelsfall höher einzustufen ist, als die zwanghafte Befolgung des Gesetzes, dessen grundsätzliche Bedeutung Jesus aber keinesfalls negiert. Jesus verkündet auch den Außenseitern den göttlichen Frieden, richtet sich gegen gewaltsame Unterdrückung, Ausgrenzung und Gewalt. Ein Beispiel dafür ist neben den Antithesen auch der Moment bei der Verhaftung Jesu, als dieser – nachdem Petrus einem der Bedränger Jesu das Ohr abschlägt – seinen Jünger zurechtweist und die Wunde heilt.

In wenigen Stichworten lässt sich die Ethik Jesu so zusammenfassen: bedingungslose Güte, Barmherzigkeit gegenüber den Sündern, Zuwendung zu den Ausgegrenzten, Mahlgemeinschaft mit Menschen, die von anderen verachtet werden, gleiche Würde für Frauen und Männer, Hilfe für diejenigen, die krank und hilflos sind, Aufruf zu Gewaltlosigkeit und Friedensstiftung. Diese Vorstellungen Jesu vom Umgang der Menschen miteinander sind für ihn eng verknüpft mit seinem Gottesbild. Für Jesus verkörpert Gott grenzenlose und vorbehaltlose Liebe gegenüber allen Menschen (= menschenfreundlicher Gott). Deshalb sind seine Zuhörerinnen und Zuhörer aufgefordert, ihren Gott nachzuahmen, es ihm gleichzutun in Barmherzigkeit und Güte. Wenn das geschieht, verändern sich menschliche Beziehungen, und es werden Spuren der „Herrschaft Gottes" sichtbar (s.o.).

Die Evangelisten bringen zwei klare Weisungen Jesu, worum es im Leben geht:

  • Die goldene Regel Jesus sagt: „Alles was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen“ (Mt 7,12). In der positiven Formulierung steckt eine klare Aufforderung zum aktiven Handeln.
  • Das Doppelgebot der Liebe: „Du sollst den Herrn, Deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Ebenso wichtig ist: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst“ (Mt 22,34-40). Der Gottesglaube und die Gottesliebe sind Grund und Ursprung der Nächstenliebe.

Als Zusammenfassung der Botschaft Jesu begegnet dem kundigen Leser immer wieder der Begriff „Liebesethik“. Bultmann mahnt in diesem Zusammenhang aber an, dass Jesus selbst nur überaus selten von dem Gebot der Liebe gesprochen hat. Jesus habe daher mit der Liebesforderung kein explizites Programm der Ethik aufstellen wollen, denn sonst hätte er es konkretisiert. Bultmann ist davon überzeugt, dass die Liebe weder als „Tugend […] noch als Hilfe für die Gemeinschaftgedacht habe. Was man tun muss, um den Nächsten, um den Feind zu lieben, werde nicht genannt. Bultmann fände das auch befremdlich, wenn also gefragt würde, was getan werden muss, um zu lieben. Es werde vielmehr zugemutet, es aus der Selbstliebe heraus zu verstehen und selbst zu erkennen, was dahinter steckt und aus Überzeugung zu handeln. Darin sieht Bultmann den „wahren Gehorsam“, dass qualitativ hochwertiger sei als das Befolgen der Vorgaben einer höhergestellten Autorität (vgl. Freiheitsverständnis nach Luther).

Die Liebe zu Gott und dem Nächsten steht aber – trotz der berechtigten Einschränkungen Bultmanns – dennoch im Zentrum der Verkündigung Jesu und lässt sich – wie oben dargestellt – auch mithilfe von Wort (Bergpredigt, Gleichnisse) und Wirken (Begegnungen, Wunder, Mahlgemeinschaften) Jesu sehr wohl auch inhaltlich konkretisieren. Auch im Hohelied der Liebe (1. Kor 13) bestätigt Paulus die zentrale Bedeutung der Liebe und stellt sie als unumstößliche Maxime unter allen Gaben, Werken und Fähigkeiten des gläubigen Menschen heraus (1. Kor 13, 1-3). Er konkretisiert, dass die Liebe geduldig, gütig ist, nicht den eigenen Vorteil sucht, sich erzürnen lässt, sich mit anderen freut und nicht auf deren Kosten, nicht aufgibt, vertraut, hofft und unvergänglich ist (1. Kor 13, 4-7). Letztlich stellt Paulus die Liebe sogar über den Glauben und die Hoffnung (1. Kor 13,13): „Auch wenn alles einmal aufhört – Glaube, Hoffnung und Liebe nicht. Diese drei werden immer bleiben; doch am höchsten steht die Liebe.“

Im Zusammenhang der Weltgerichtsrede (Mt 25, 34-46) zeigt Matthäus, welche konkreten Handlungen gesetzt werden sollen, damit der Mensch dem Willen Gottes entspricht. Jesus zeigt auf, dass der Dienst an den Schwachen gleichzusetzen ist mit dem Dienst an Gott („Was Ihr einem meiner Geringsten getan habt, das habt Ihr mir getan“, Mt 25, 40). Diese Handlungen werden in der christlichen Tradition als sieben Werke der Barmherzigkeit bezeichnet, wobei zwischen leiblichen und geistigen Werken unterschieden wird.

Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit:

  • Hungrige speisen
  • Durstige tränken
  • Nackte bekleiden
  • Fremde beherbergen
  • Gefangene erlösen
  • Kranke besuchen
  • Tote begraben

Die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit:

  • einander den rechten Weg weisen
  • Unwissende lehren
  • Zweifelnden recht raten
  • Betrübte trösten
  • Lästige geduldig ertragen
  • Beleidigern verzeihen
  • füreinander beten

Fazit: Zusammenfassend kann für eine biblisch-christliche Ethik festgehalten werden, dass…

  • es keine systematische und einheitliche biblische Ethik gibt, ihre Grundlage (AT und NT) aber immer die Ausrichtung des Lebens auf Gott und den Menschen ist (vgl. z.B. Schöpfungserzählungen, Doppelgebot der Liebe).
  • ethische Weisungen der Bibel in ihrer Besonderheit, d.h. z.B. historischen, gesellschaftlichen oder kulturellen Bedingtheit und Situationsbezogenheit erkannt und auf dieser Grundlage diskutiert werden, weshalb Einzelstellen nicht aus ihrem Kontext losgelöst zu einer verflachten Argumentation genutzt werden können.
  • der Bezugsrahmen christlicher Ethik sich an Wort und Wirken Jesu orientiert, in dem sich das gute Handeln Gottes an den Menschen ablesen lässt und dessen Ausrichtung das Reich Gottes und die Überwindung des Bösen ist.
  • Jesus das Gesetz des AT nicht aufhebt, sondern vom Liebesgebot her neu interpretiert, weshalb eine christliche Ethik auch das AT berücksichtigen muss (z.B. Dekalog).
  • das Liebesgebot den Willen Gottes zusammenfasst (s. Doppelgebot der Liebe) und somit als Grundnorm für eine christliche Ethik ist, die aus der Gottesliebe die Folge der Liebe zum Nächsten (und sich selbst) formuliert.
  • Jesus Gehorsam vor dem Gesetz anders deutet als im AT. Es geht in der Verkündigung zentral um die persönliche Beziehung zu Gott, aus der sich der Dienst am Nächsten ergibt, womit er sich von reiner Pflichterfüllung göttlich-autoritärer Vorgaben entfernt („Gesetz ist für den Menschen, nicht der Mensch für das Gesetz“).
  • die Bergpredigt in ihrer Radikalität gleichsam eine Zumutung, aber auch eine wichtige Zielperspektive für christliches Handeln in Liebe formuliert.
  • Menschen, die Jesus nachfolgen, anderen Einblicke in das Reich Gottes vermitteln können („Salz der Erde, Licht der Welt“, Gleichnisse, Wunder)
  • sich aus Wort und Wirken Jesu und der Verkündigung des menschenfreundlichen, barmherzigen Gottes Konkretisierungen für gutes Handeln im Sinne des Liebesgebotes nachzeichnen lassen, auch wenn Jesus selbst keine konkrete Liebesethik ausformuliert hat (s. Bultmann). Diese versteht sich als Nachfolge des von Jesus verkündigten barmherzigen Gottes, der in Jesus selbst offenbart. Christen sollen:
  • gegen jede Form von Unrecht einsetzen und für Gerechtigkeit sorgen und barmherzig, aktiv, liebend auf Fremde, Außenseiter, Ausgestoßenen, Kranke, Notleidende zugehen (Seligpreisungen, Doppelgebot der Liebe, Jesus und die Frauen aus Samaria und Kanaan, Gleichnis vom barmherzigen Samariter, Sieben Werke der Barmherzigkeit, fromme Praxis in Mt 6).
  • das Leben als Geschenk Gottes erkennen und die entsprechende Bedeutung des Gegenübers respekt- und ehrfurchtsvoll anerkennen und im Handeln entsprechend berücksichtigen (Schöpfungserzählungen, Goldene Regel). Dabei geht es nicht nur darum, dem anderen kein Leid oder Unrecht zuzufügen, sondern liebend auf ihn zuzugehen.
  • selbstlos leben, ohne die eigenen Bedürfnisse zu verleugnen oder zu ignorieren.
  • die göttliche Barmherzigkeit annehmen und im persönlichen Tun weitergeben und Schuldigern vergeben (Gleichnis vom verlorenen Sohn).
  • Sich für Frieden und sich gegen Gewalt einsetzen (Antithesen, insbesondere der Aufruf zur Feindesliebe, Jesus und die Ehebrecherin).
  • Glaubwürdig sein und die Wahrheit verkünden (Antithesen: nicht schwören).
  • Anerkennung der weltlichen Gesetze, solange diese nicht in deutlichem Widerspruch zu den von Jesus verkündeten Prinzipien steht (Verhältnis zu staatlichen Gewalten, Tempelreinigung)
  • Jesu Verkündigung auch das Scheitern des Menschen an dieser Herausforderung im Blick hat und gleichsam die Verantwortung und mögliche Konsequenzen (Himmelreich, aber auch Höllenvorstellung, s. z.B. Weltgerichtsrede), aber auch die Gnade und Barmherzigkeit Gottes (Gleichnis vom verlorenen Sohn) verkündet.

Hinweis: Wichtig ist auch, dass Prüflinge im Fach Religion für die Gesellschaft und für den Einzelnen ganz konkret machen können (Handlungsmöglichkeiten aufzeigen), was heute in der Nachfolge Jesu getan werden kann. Bitte überlegen Sie sich bestenfalls auch, in welchen Bereichen Sie ggf. ergänzend zum christlichen Nachfolgeaufruf eine besondere persönliche Motivation spüren, sich hier einzusetzen. Es folgt eine exemplarische Liste aus dem Erwartungshorizont der Klausur vom 03.12.2018:

  • Sich für Notleidende im Ort und Außerhalb einsetzen (Flüchtlingshilfe, Armenspeisung, Seelsorge, Kleiderkammer uvm.)
  • Bewusster Konsum von fair gehandelten Waren
  • Einsatz für ein menschenwürdiges Leben von Benachteiligten und Kranken (z.B. für Demenzpatienten, Palliativmedizin, Kinderhilfe, Familienhilfe, häusliche Gewalt…)
  • Auf Missstände hinweisen, diese transparent machen und für Gerechtigkeit einsetzen
  • Einsatz für Hilfsorganisationen
  • Spendensammlungen organisieren
  • Sich im privaten Bereich für Versöhnung einsetzen
  • Sich gegen Mobbing einsetzen
  • Mitarbeit im interreligiösen Dialog und Einsatz gegen Vorurteile
  • Einsatz gegen Diskriminierung jeder Art (sexuelle Orientierung, Religion usw.)
  • Einsatz für freiheitliche Demokratie und Gleichbehandlung
  • Sich gegen Hetze und Beleidigungen im Netz stark machen
  • Soziales Engagement (FSJ)
  • Uvm.

Ziel: Du stellst biblisch-theologische Grundlagen christlicher Ethik dar

Grundsätzliches (Anklicken)

Im Zentrum der Verkündigung Jesu steht die Botschaft des Kommens des einen Gottes Israels in seinem Reich. Ausgangspunkt des Denkens Jesu ist die Realität des Reiches Gottes, von hier aus nimmt er Stellung zum Gesetz. Gott werde eine neue Welt schaffen. Das endgültige Reich Gottes ist dann jener Zustand, in dem das Böse endet und das Gute, das bis zu diesem Punkt immer weiter gewachsen ist, unter Gottes Herrschaft vollkommen ist und ewig bestehen bleibt.

Diese Hoffnung erfüllt vor allem die Benachteiligten, Hungrigen, Sünder, Barmherzigen, Friedensstifter und Kranke, an die sich Jesu Botschaft insbesondere richtet. Das Reich Gottes bricht mit Jesus in dieser Welt bereits an (präsentisch). Jesus fordert auf, bereits in dieser Welt auf dieses Reich hinzuarbeiten und diese Welt dem Reich Gottes bereits heute immer ähnlicher zu machen (präsentisch). Jesu Worte (insb. Gleichnisse) und seine Wunder bieten Einblicke in dieses Reich, dennoch bleibt es noch verborgen. Denn noch ist das Reich Gottes unscheinbar und nur teilweise zu erkennen, noch nicht vollendet (eschatologischer Vorbehalt). Die Vollendung kann nur Gott selbst erbringen, wenn er dieses Reich vollendet.

Folgende biblische Szene schlüsselt dies auf: Johannes der Täufer schickt Jünger zu Jesus mit der Frage: „Bist du der von Gott gesandte König, der Messias, mit dem das Reich Gottes beginnt?" (Mt 11,2f.) Jesus beantwortet diese Frage nicht. Er verweist auf das, was geschieht. „Blinde sehen, Lahme gehen, Kranke werden auf den Weg der Heilung gebracht." (Mt 11,5 ) Zeichen des Anbruchs der Herrschaft Gottes sind dort wahrzunehmen, wo Menschen heil werden. Damit wird ganz deutlich, was auch in Lk 17,21 zum Ausdruck gebracht wird: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch". Es ist schon jetzt mit Jesus angebrochen.

Gleichsam weist der Gebetsaufruf im Vaterunser – „dein Reich komme" – darauf hin, dass es noch nicht vollendet ist. Es ist ein Reich, wo nach Jesu Gebet Gottes Name wirklich geheiligt wird, sein Wille auch auf Erden geschieht, die Menschen von allem die Fülle haben werden, alle Schuld vergeben und alles Böse überwunden sein wird (vgl. Vaterunser). Ein Reich, wo nach Jesu Verheißungen endlich die Armen, die Hungernden, Weinenden, Getretenen zum Zuge kommen werden: wo Schmerz, Leid und Tod ein Ende haben werden. Ein Reich nicht beschreibbar, aber in Bildern ankündbar: als der neue Bund, die aufgegangene Saat, die reife Ernte, das große Gastmahl, das königliche Fest (vgl. Gleichnisse). Ein Reich also - ganz nach den prophetischen Verheißungen - der vollen Gerechtigkeit, der unüberbietbaren Freiheit, der ungebrochenen Liebe, der universalen Versöhnung, des ewigen Friedens. In diesem Sinne also die Zeit des Heiles, der Erfüllung, der Vollendung, der Gegenwart Gottes: die absolute Zukunft. Die Sache Gottes wird sich in der Welt durchsetzen!

Jörg Zink formuliert es so:

„Normalerweise scheiden sich die Geister daran, dass die einen sagen: Das Reich Gottes kommt, wenn diese Welt untergegangen ist. Es ist rein zukünftig (futurisch). […] Es löst diese Welt nach dem Ende ihrer Geschichte ab. Damit ist diese Vorstellung von der Gegenwart zunächst einmal unabhängig gedacht. In der jüdischen Tradition gibt es dabei aber durchaus Vorstellungen von den Umständen, die herrschen müssen, damit dieser Eingriff Gottes möglich ist. Die anderen sagen: Das Reich Gottes ist ein Ausdruck für eine friedliche und gerechte Menschenwelt, die wir heute und morgen, jedenfalls aber im Zusammenhang der Menschengeschichte auf dieser Erde verwirklichen sollen. Die einen verlieren dabei die soziale und politische Dimension, die anderen verlieren das Drüben und das Künftige. Es scheint mir kein Zufall zu sein, dass in den Reden Jesu die Gegenwart und die Zukunft immer wieder ununterscheidbar ineinander fließen so, wie auch das Hier und das Drüben kaum zu trennen oder auch nur zu unterscheiden sind.

Ob Jesus sich selbst als der gegenwärtig und zukünftig wirkende Menschensohn verstand, ist nicht ganz zu klären. Es wird allerdings angedeutet, dass er davon überzeugt war, sowohl in Gegenwart als auch in Zukunft die entscheidende Gestalt in Gottes endzeitlichem Handeln zu sein (s.o.).

Jesus verdeutlicht das Reich Gottes sowohl in seiner Predigt (Gleichnisse, Bergpredigt) als auch in seinem Wirken (Wunder, Verhalten seinen Mitmenschen gegenüber). Sündenvergebung, Nächsten-, Selbst- und Gottesliebe, Gerechtigkeit und die bedingungslose Annahme aller Menschen konkretisieren dabei seine Botschaft. In der bedingungslosen Weise, in der Jesus mit allen seinen Mitmenschen, v.a. aber mit den Ausgestoßenen und Sündern umgegangen ist und ihnen Mahlgemeinschaft angeboten hat, zeigt sich auch gegenwärtig das Reich Gottes und wird den Menschen Heil verkündet. Er setzt sich gezielt mit den am Rande Stehenden zusammen, mit den „Sündern“.

Exkurs: Das Reich Gottes – eine Utopie?

Utopien beschäftigen sich mit Visionen von Gesellschaftsformen. Sie enthalten in der Regel zwei Elemente: Die Kritik der gegenwärtig existierenden Gesellschaft und das Modell einer neuen und besseren.

Eine Utopie ist ein Ort, den es (noch) nicht gibt. Das bedeutet zumindest das Wort, das aus dem Griechischen kommt. Utopia ist auch der Titel eines Buches von Thomas Morus (1515). Vor dem 19. Jahrhundert befanden sich die in den Utopien geschilderten Gesellschaften auf weit entfernten und bisher nicht entdeckten Inseln, deren Lage von denen, die zurückgekehrt sind, geheim gehalten wurde. Ab dem 19. Jahrhundert siedelten die Schriftsteller ihre Utopien gerne auf dem Mond oder auf anderen Planeten an. Eine Utopie kann auch eine Erzählung über so einen Ort sein. Man beschreibt dann ein Land oder eine Stadt, in der es sehr anders zugeht als bei uns. Wenn man sagt: „das ist utopisch“, dann meint man, dass es so etwas auf der Welt nicht gibt. Das kann es höchstens in der Zukunft geben, beispielsweise eine Reise zum Mars in zwei Tagen. Viele Romane aus der Science-Fiction handeln eigentlich in einer Utopie. Meistens denkt man bei der Utopie an etwas besonders Schönes oder Wünschenswertes. Die Menschen leben besser und vernünftiger. Es gibt keine Gewalt mehr, niemand wird krank. Das Gegenteil ist die Dystopie oder Anti-Utopie: Das ist ein Land oder eine Zukunft, in der es sehr schlimm zugeht. Ein Beispiel dafür liest man im Roman „1984“ von George Orwell.

Auch im Film „Hüter der Erinnerungen“ wird nach und nach deutlich, dass die „utopisch“ schön wirkenden Merkmale der Himmelsinsel (ähnlich zur christlichen Himmelsvorstellung) teuer erkauft sind und es sich eigentlich um eine Dystopie handelt, die das Bild eines materialistisches Menschenbildes und kontrollierenden Sicherheitsstaates zuspitzt. Interessant ist hier, dass die Merkmale der vorgestellten Welt in einigen Punkten mit dem Reich Gottes übereinstimmen, doch der Weg dorthin könnte unterschiedlicher nicht sein.

Die klassische Utopie ähnelt also ein wenig dem Himmel, dem Reich Gottes bei den Christen, wobei dies bei genauer Betrachtung aus christlichem Verständnis keine Utopie sein kann. Natürlich steht das Reich Gottes im Widerspruch zu unserer jetzigen Welt. Es stellt auch Werte und Entwicklungen derselben in Frage. Es klingt wie eine fantastisch glückbringende Idee, die von diesem Reich entwickelt wird. Es kann im Hier und Jetzt so nicht einfach voll erreicht werden. All dies spricht für eine Utopie. Die Reich-Gottes-Hoffnung, die Jesus verkündigt, ist aber keine reine Utopie, denn sie ist keine reine Zukunftsmusik. Wenn dem so wäre, dann könnte man Feuerbach Recht geben, denn dann wäre es eine Vertröstung auf eine ungewisse Zukunft. Gegen die strikte Verschiebung der Hoffnungen in die Zukunft bezieht Jesus sogar deutlich Position, indem er auch präsentisch argumentiert: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“. Auch wenn sich die großen politischen und sozialen Hoffnungen gegenwärtig noch nicht ganz erfüllen lassen be­ziehungsweise erst von Gott vollständig erfüllt werden, gibt es vieles, was schon getan werden kann. Die Menschheit ist quasi schon mit einer Fußspitze im Ziel, und zwar immer dann, wenn sich Menschen für andere einsetzen, sie sich um Frieden bemühen. Und für Christen ist die Hoffnung da, dass dieses Reich Gottes real wird. Damit ist es keine fantastische Vision, sondern eine klare Zielperspektive, die wir aber nicht aus eigener Kraft fertigstellen können.

Optionaler Exkurs: Geht es um die Errichtung eines Gottesstaates?

Gegen jeden Versuch, das Reich Gottes auf Biegen und Brechen aufzurichten, bezog Jesus Position. Er setzte dagegen sein Gleichnis vom Wachsen der Saat (Mk 4). Die Botschaft lautet: Ver­änderungen zum Reich Gottes geschehen langsam und nicht erzwungen aber sie lassen sich durch nichts aufhalten.

Damit findet sich auch eine ganz eindeutige Abgrenzung zu religiösen Tendenzen, einen „Gottesstaat“ auf Erden errichten zu wollen. Der sogenannte „Islamische Staat“ etwa verfolgt das Ziel, durch einen bewaffneten, heiligen Krieg (Dschihad) gegen Andersgläubige ein Kalifat [islamische Regierungsform im Reich eines Kalifen (Stellvertreter Mohammeds)] zu errichten mit dem Ziel, einen universellen islamischen Gottesstaat zu errichten, in dem auf die Scharia als Gesetz gilt. Die Scharia ist die Bezeichnung für das auf göttliche Offenbarung zurückgeführte islamische Recht. Dieses schließt aber bis heute z.T. menschenverachtende Strafformen ein. IS-Kleriker predigten die nahende Apokalypse. Die Aufgabe des Kalifats sei es, den Endkampf des „Guten“ (einzig die „wahren“ Gläubigen) gegen das „Böse“ (alle anderen Ungläubigen) einzuleiten und die Welt von allem zu reinigen, was vom „wahren Islam“ abweicht. Der IS will vom Kalifat aus die ganze Welt mit einem Terrorkrieg umspannen und vor allem im Westen Chaos stiften und Angst verbreiten. Die Organisation will dem Islam zur Vorherrschaft verhelfen. Sie verfolgt alle Menschen, deren Glauben von der Koran-Interpretation der Terrormiliz abweicht. Natürlich muss hier erwähnt werden, dass sich natürlich auch die riesige Mehrheit der Muslime erschrocken von diesem Vorgehen und Zielen des „IS“ distanziert. Auch in christlicher Geschichte gab es entsprechende Tendenzen, mit militärischer Gewalt einen christlichen Gottesstaat zu errichten, etwa im 19. Jahrhundert bei der Taiping Sekte in China.

Ein solches Vorgehen ist für Christen aus der Verkündigung Jesu, dem Verständnis vom stetigen Wachsen des Reiches Gottes, dessen göttlicher Vollendung und den Prinzipien christlicher Ethik in vielfacher Hinsicht undenkbar.

Jesu Verkündigung: Das Reich Gottes

Ziel: Du erläuterst die Botschaft Jesu vom Reich Gottes.

Gleichnisse (Anklicken)

Gleichnisse als Einblicke in das Reich Gottes

Anbruch und ausstehende Vollendung des Gottesreiches lassen sich auch in den Gleichnissen Jesu konkret nachzeichnen. Die Verkündigung Jesu ist eine Botschaft in Bildern.

Diese bildhafte Sprache der Gleichnisse Jesu ist jedoch keine Geheimsprache, die erst entschlüsselt werden muss. Sie ist so konkret wie der Alltag der Menschen, die Jesus vor zweitausend Jahren begleiteten und ihm zuhörten. Jesus greift die Bilder, Metaphern und Vergleiche seiner Botschaft mitten aus der Lebenswirklichkeit. Es reicht nicht aus, Jesu Botschaft nur zu hören. Die Verkündigung Jesu verlangt danach, gelebt, in konkrete ethische Praxis umgesetzt zu werden. Das Gleichnis vom Hausbau (Mt 7,24-27) betont genau das. Schon allein deshalb müssen Gleichnisse als deutungsoffen angesehen werden. Sie tragen in sich nicht die eine, einzig wahre Aussage. Gleichnisse verlangen von ihren Hörerinnen und Hörern, auf ihr eigenes Leben und Handeln hin gedeutet zu werden. Das gilt damals wie heute. Gleichnisse bieten Reibungspunkte und fordern zum aktiven Lesen und Hören auf.

Natürlich gibt es aber Deutungsansätze zu Gleichnissen, die sich theologisch durchgesetzt haben. Was Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20, 1-16) erhalten auch die Tagelöhner den Tageslohn, die erst spät zum Dienst am Weinberg gekommen sind, was zu Verärgerung bei denjenigen führt, die den ganzen Tag gearbeitet haben. Eine mögliche Deutung ist die folgende: Der Hausherr steht in diesem Gleichnis für Gott. Der Weinberg ist unsere Welt. Die Arbeiter die in dem Weinberg eingestellt werden sind Menschen, die Gott gesucht und gefunden haben. Das Arbeiten im Weinberg steht für das Dienen der gläubigen Menschen in dieser Welt. Der eine Denar Lohn steht für das ewige Leben, dass Menschen erhalten. Die Arbeiter welche der Hausherr frühmorgens einstellt sind die Menschen, die sehr früh in ihrem Leben zu Gott gefunden haben. Sie führen ein frommes Leben und dienen Gott mir ihren Gaben in dieser Welt. Diejenigen Arbeiter die später in dem Weinberg eingestellt werden, sind solche Menschen die in ihrem Leben vielleicht erst spät zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind. Das Leben dieser Menschen war vielleicht alles andere als fromm und Gott gefällig. Es wird deutlich, dass es nicht um die Leistung geht, sondern darum, dass Gott sich über jeden Sünder freut, der umkehrt. In dieser Barmherzigkeit liegt die Gerechtigkeit Gottes, die ungleich ist zu menschlicher Gerechtigkeit.

Auch das behandelte Gleichnis vom Verlorenen Sohn (Lk 15, 11-32) oder das Gleichnis vom verlorenes Schaf (Lk 15, 4-7) zeugen von der Freude Gottes und die Barmherzigkeit, mit der er denjenigen begegnet, die zum ihm umkehren und auch erst spät am Reich mitarbeiten.

Um die tätige Mitarbeit am Reich Gottes geht es auch beim Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10, 30-37). Priester und Levit gehen an dem Notleidenden vorbei. Sie berufen sich womöglich einen möglichen Gesetzesverstoß, wenn sie einen Verstorbenen berühren würden. Der unerwartete – und eher außenstehende – Samaritaner mit seinem Mitgefühl, seiner beständigen Fürsorge von der Wundversorgung über den Krankentransport, die Unterbringung, die Vorkasse, die Ankündigung, wiederzukommen – all diese Ausführlichkeit der Zuwendung gibt dem Gleichnis eine ermunternde bis schockierende Wirkung. Es wird nicht gesagt, ob der Verwundete Jude war. Im Vordergrund steht also weder eine Grenzen überwindende Tätigkeit, noch eine Tempelschelte gegen Priester und Leviten. Liebe zu Gott wird in der Liebe zum Menschen konkretisiert, womit die ernst gemeinte Eingangsfrage des Pharisäers beantwortet und der Kern der Nachfolge Jesu zum Ausdruck gebracht ist. Als Orientierungsgröße zeigt sich also die Nächstenliebe, die allerdings – wie das Gleichnis vom Haus auf dem Felsen (Mt 7, 24-27) zeigt – auf einem festen Glauben und Gottvertrauen ruht und aus Überzeugung, nicht aus Egoismus praktiziert werden soll.

Das Gleichnis von der kostbaren Perle zeigt diesbezüglich, welche zentrale Rolle der Glaube und die Mitarbeit am Reich Gottes haben sollte, denn schließlich verkauft der Kaufmann alles, nur um die kostbare Perle (Reich Gottes) sein eigen nennen zu können.

Beim Gleichnis vom Senfkorn (Mk 4, 30-32) vergleicht Jesus das Reich Gottes mit einem Senfkorn. Er verkündet, dass dieses Reich gesät wurde, also angebrochen ist. Noch ist es allerdings unscheinbar und verborgen. Es wird aber wachsen und der Welt damit immer mehr zum Vorteil gereichen. Die Ernte ist Gott überlassen. Hier wird also die Komplexität zwischen präsentischem und futurischem Teil der Verkündigung des Reiches Gottes klar nachgezeichnet.

Wunder (Anklicken)

Jesu Wunder im Kontext des angebrochenen Gottesreich

Das Reich Gottes, das Jesus verkündet, erfüllt die tiefsten Sehnsüchte der Menschen. Zum Zeichen des Anbruchs des Reiches Gottes heilt Jesus Menschen, erweckt wieder zum Leben, befreit sie von Dämonen, verzeiht die Sünden (was im Judentum nur Gott vorbehalten war), stillt den Hunger, gebietet der Natur mit ihrer Bedrohung Einhalt.

All diese Dinge geschehen nicht der Sensation wegen, sondern als Zeichen für die anbrechende Gottesherrschaft. Die Wunder setzen die Verkündigung des Evangeliums und den Glauben der Heilungsbedürftigen voraus. Jesus geht es in den Wundern um das Heil an Leib und Seele, um den ganzen Menschen. Absicht der Evangelisten: Die Wunder wollen zeigen, dass mit Jesus das Reich Gottes da ist. Aber nur in der Gegenwart und Nähe Jesu wurde die heilende Wirkung der Gottesherrschaft spürbar. Jesus erweist sich im Wunderhandeln als der machtvolle Herr:

· über Krankheit, über den Tod

· über die Geister und Dämonen

· über die Naturmächte. Wunder verweisen auf eine innere Wirklichkeit:

· das äußere Wunder will zeigen: Jesus will das Heil des inneren Menschen.

· Wunder wollen ein Geschehen im Dialog zwischen Menschen und Gott sein. Es geht primär um den Glauben und das Bekenntnis.

Man unterscheidet diesbezüglich zwischen unterschiedlichen Wundergattungen, die mit einer Ausnahme beim Wissen um das Wunderwirken Jesu selbsterklärend sind: Heilungswunder, Totenerweckungen, Exorzismen, Rettungswunder, Geschenkwunder, Normenwunder. Letztgenanntes dient der Rechtfertigung eines ungewohnten Verhaltens, sei es der Heilung am Sabbat oder der Vergebung der Sünden durch Jesus (war Gott vorbehalten).

Die Evangelien sind – wie bereits erwähnt – nicht primär am historischen Jesus interessiert, im Mittelpunkt steht Jesus mit seiner Verkündigung des Reiches Gottes und dessen Bedeutung für die Zuhörer. Darum verfahren die Evangelisten mit ihrer Überlieferung recht unbefangen, auch mit ihren Wunderüberlieferungen. Sie verändern sie, erweitern sie, gestalten sie neu, setzen sie in einen anderen Zusammenhang. Ihre Absicht ist es, ihren Hörern zu verkündigen, wer der Christus für Heute ist, nicht wer er einstmals war (interpretiert: charismatischer Christus).

Dennoch ist es notwendig, hinter diese Überlieferung zurückzugehen und zu fragen: Hat der historische Jesus wirklich Wunder getan? Die exegetische Forschung beantwortet diese Frage differenziert. Bornkamm schrieb 1971: „Man wird schwerlich bezweifeln können, dass solche physischen Heilkräfte von Jesus ausgegangen sind, wie er selbst die Austreibung der Dämonen durch ihn als Zeichen der anbrechenden Gottesherrschaft verstanden hat (Lk 11,20; Mt 12,28). Ebenso wenig wird man freilich bezweifeln dürfen, dass gerade auf diesem Feld der Überlieferung auch vieles legendär ausgestaltet ist und Legenden hinzugedichtet sind. [...] Der Vergleich der überlieferten Texte untereinander, das Anwachsen der Traditionen schon innerhalb der vier Evangelien, der Stil der Erzählungen und die nicht wenigen Parallelen aus außerchristlicher antiker Literatur nötigen zu diesem kritischen Urteil.“ Und Theißen sieht es ähnlich: „Exorzismen und Therapien lassen sich im Kern [...] auf den historischen Jesus zurückführen. Andere Wunder haben nur einen indirekten Zusammenhang mit ihm: Sie sind vom Osterglauben geformte Dichtungen des Urchristentums. An der exorzistischen und therapeutischen Wundertätigkeit Jesu aber sollte kein Zweifel bestehen.“

Bitte zum Verständnis dieses Kapitels folgende Bibelperikopen lesen und nacherzählen können:
Lk 15, 11-32: Gleichnis vom verlorenen Sohn
Mt 20,1-16: Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg
Lk 10, 25-37: Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter
Mt 13, 31-32: Das Gleichnis vom Senfkorn
Mk 5,21-43: Die Heilung einer blutflüssigen Frau und die Auferweckung der Tochter des Jaïrus

Übung zu Gleichnissen und Wundern vor dem Horizont der Verkündgung vom Reich Gottes

Ziel: Du erläuterst die Botschaft Jesu vom Reich Gottes.

Aufbau und Inhalt (Anklicken)

Die Bergpredigt (Mt 5-7) als Programmschrift der Verkündigung Jesu

Das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe (Doppelgebot der Liebe) ist das Zentrum der Ethik Jesu, die zwischen Toraverschärfung und Toraentschärfung steht. Während im rituell-kultischen Bereich eine Normenentschärfung zu beobachten ist, herrscht im individual-ethischen Bereich eine Normenverschärfung vor. Dieses Prinzip lässt sich gut in einer der wichtigsten Texte zur Lehre Jesu entnehmen: der Bergpredigt.

Der grundsätzliche Aufbau der Bergpredigt folgt einem Dreischritt:

  • Adressaten und Zusagen
  • Seligpreisungen
  • Salz der Erde / Licht der Welt
  • Neue Gerechtigkeit
  • Die Ankündigung der Erfüllung des Gesetzes
  • Antithesen (Töten/Zorn, Ehebruch, Ehescheidung, Schwören, Gewaltlosigkeit, Feindesliebe)
  • Gute Werke vor Gott (Almosen, Beten (Vaterunser), Fasten
  • Grundhaltungen (Gefahren des Reichtums, Gleichnis vom Auge (-> heuchlerisches Richten), rechte und falsche Sorge)
  • Goldene Regel
  • Leben mit der Weisung und mögliche Folgen
  • Die beiden Wege
  • Gute Früchte
  • Gleichnis vom Haus auf dem Felsen

Die Thesen der Bergpredigt finden sich in Kurzform auch in der sogenannten Feldrede (Lk 6,20-49).

In der Bergpredigt werden gleich zu Beginn in den Seligpreisungen zentrale Prinzipien des Reiches Gottes dargelegt: Frieden, Trost, Abwesenheit von Leid, Schmerz und Verfolgung, Barmherzigkeit, Vergebung, Gottes Gegenwart, Freude.

Darüber hinaus verdeutlichen die Seligpreisungen, dass im Reich Gottes insbesondere die Außenseiter der Gesellschaft, die Verfolgten und Schwachen einen Platz finden und Teil haben können an diesen Zusagen. Und alle, die Jesu Botschaft annehmen, können bereits in dieser Welt Gottes Reich präsent machen. Sie können „Salz für die Erde“ und „Licht für die Welt“ sein. Wir können das Reich zwar nicht vollständig auf dieser Welt erreichen, doch weil es in Jesus bereits angebrochen ist (s. eschatologischer Vorbehalt), können wir in der Nachfolge Jesu ebenfalls dazu beitragen, der Welt und unseren Mitmenschen durch unser Tun Einblicke in das Reich Gottes zu gewähren.

Jesus stellt klar, dass er nicht gekommen ist, um das Gesetz der Tora aufzuheben, sondern er bestätigt die Gesetze der Tora und die Worte der Propheten. In den Antithesen findet sogar eine Verschärfung der Gesetze (insb. Dekalog) statt:

AT: Du sollst nicht morden -> Du sollst nicht zornig sein und nicht beleidigen oder schlechtes wünschen

AT: Du sollst nicht ehebrechen -> Du sollst die Frau eines anderen nicht begehrlich ansehen

AT: Du sollst keinen Meineid schwören -> Du sollst immer die Wahrheit sagen und gar nicht schwören

AT: Vergeltung nur nach gleichen Maßstäben (Auge um Auge, Zahn um Zahn) -> kompletter Gewaltverzicht, Gewaltlosigkeit, Pazifismus

AT: Liebe Deinen Mitmenschen, hasse Deinen Feind -> Liebe Deinen Fein und betet für Eure Verfolger

Die Erfüllung dieser Vorgaben scheint eine Zumutung und nahezu unmöglich. Im Anschluss verdeutlich Jesus aber sogleich, dass es um die Herzenshaltung des Menschen geht, was für die Deutung der Antithesen wichtig sein kann. Denn in den Vorgaben zur frommen Praxis (Almosen, Gebet, Fasten) und in den Ausführungen zur Grundhaltung wird deutlich, dass Jesus fordert, dass die Menschen die Sache Gottes wirklich ernst nehmen und ihm vertrauen sollen (s. Gleichnis vom Hausbau), sich dabei nicht selbst in den Mittelpunkt stellen.

In der letztlichen Konzentration auf die Goldene Regel stellt Jesus klar, dass im Zentrum seiner Botschaft der Mensch steht. In der Neuen Gerechtigkeit Jesu ist die Verschärfung der Gesetze kein Widerspruch zu Jesu seinem menschenfreundlichen Handeln, wenn er mit der frommen Gesetzestreue bricht, indem er aufzeigte, dass das Gesetz für den Menschen ist und nicht der Mensch für das Gesetz. Dies lässt sich gut an der Erzählung vom Pharisäer und Zöllner (Lk 18, 9-14), dem Ährensammeln am Sabbat (Mk 2, 23-27) und Jesu Wirken bei der Ehebrecherin (Joh 8, 1-11) nachvollziehen.

Jesus erkennt das jüdische Gesetz an und verschärft es. Der Mensch soll sich aus freiem Willen darum bemühen, durch dieses Verhalten die Welt dem Reich Gottes ähnlicher zu machen. Es scheint aber so, dass Jesus klar ist, dass dies für den fehlerhaften Menschen nicht komplett leistbar ist. Und er zeigt dies auch in seiner immer wiederkehrenden Zuwendung zu den Sündern. Eines ist in der Verkündigung Jesu ganz klar: Wenn der Mensch sich von Herzen bemüht und dabei scheitert, dann kann er jederzeit mit der Gnade und Barmherzigkeit Gottes rechnen. Paulus zeigt später auf, dass es nicht um reine Gesetzeserfüllung (s. Beschneidung) geht, sondern darum, dem Nächsten dienen zu wollen und sich der Liebe zu verpflichten (s. Luthers Freiheitsverständnis). Und dieses Ziel verfolgt auch Jesus, indem er die Gesetze verschärft, bzw. sie an anderer Stelle entschärft. Nach Jesus gilt das Gebot der Liebe ohne Rücksicht auf Konventionen und orientiert sich allein an den Bedürfnissen der Menschen. Dem Doppelgebot der Liebe (s.u.) und der Goldenen Regel könnte nicht entsprochen werden, wenn die Weisungen der Antithesen als fest verbindliche Vorschriften und Normen verstanden werden. Denn absolute Gewaltlosigkeit könnte dazu führen, dass ich einem hilflosen Opfer nicht helfen könnte. Es könnte dazu führen, dass ich einen Bedrängten und Verfolgten verraten müsste, weil ich nicht lügen darf.

Handeln im Geiste der Bergpredigt meint, das Gottes Gebote sehr ernst genommen, aber vor allem den Schwachen und Nächsten, das Leben als höchstes Gut gewertschätzt werden. Ein Leben in Gerechtigkeit vor Gott bedingt die Aufforderung an die Stärkeren, auch die Lebensbedingungen der Schwächeren zu bewahren. Eine Nichtbeachtung dieser Ordnung hingegen überlässt die Schwachen und Benachteiligten der Willkür der Stärkeren und verliert Gott aus dem Blick. Die Bergpredigt gipfelt daher in der Goldenen Regel, die das Wohl des jeweils anderen zum leitenden Maßstab des Handelns macht und so die Verwirklichung einer von Gott her verstandenen Gerechtigkeit ermöglicht (z.B. Doppelgebot der Liebe, s. 1. Joh 4,7-21). Dazu kann dann im Einzelfall auch gehören, den Antithesen nicht zu folgen, auch wenn dies das Ziel sein sollte.

Jesus bestätigt aber abschließend in der Bergpredigt auch, dass – wenn der Mensch sein Herz nicht auf Gott richtet – er dafür zur Verantwortung gezogen wird (Leben mit der Weisung und mögliche Folgen, s.o. Jüngstes Gericht).

Jesu Verkündigung: Die Bergpredigt

Ziel: Du erläuterst die Botschaft Jesu vom Reich Gottes.

Deutungsansätze (Anklicken)

Deutungen der Bergpredigt: Zwischen Zuspruch und Anspruch

Jesus verlangt viel von denen, die sich auf seine Botschaft einlassen. Dies wird in den Antithesen genauso deutlich, wie in Mk 10,17-27, bei dem Jesus einem angelaufenen Jüngling auf die Frage was er tun müsse, um das ewige Leben zu gewinnen, letztlich auffordert, seinen ganzen Besitz und sein bisheriges Leben aufzugeben, um sich ganz in den Dienst am Nächsten einzubringen. Der Mann reagierte enttäuscht und Jesus verdeutlichte den Anwesenden, dass die Reichen, die Besitzenden nur schwer in Gottes Reich kommen könnten („Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in Gottes neue Welt“). Es geht darum, dass der Mann seine Sicherheit nicht aus dem Vertrauen auf Gott, sondern aus dem Vertrauen auf seinen Besitz aufbaut. Nicht der Reichtum ist das Problem, sondern die Angst dahinter. All das Bemühen um religiöse Gebote – es ist die Angst, einen Fehler zu machen und deswegen bestraft zu werden. Er hält sich fest an seiner Leistung. Innen: religiöses Bemühen. Außen: Reichtum. Lass los und vertrau – das ist es, wozu Jesus einlädt. Jesus verdeutlicht, dass auch das Abarbeiten der Tora, quasi als vorlegbare Checkliste, keine selbst gebildete Sicherheit bieten kann. Jesus fordert Gottvertrauen und daraus gewachsene Liebe (zu Gott, sich selbst und den Menschen), die den Menschen ins Herz gelegt sein soll (vgl. Freiheit bei Luther).

Aber ist das, was in dieser Erzählung von dem Jüngling gefordert wird nicht sehr radikal? Und auch ein Blick in die Antithesen ist zunächst überraschend. „Unmöglich!“ –„Ich bin doch nicht blöd!“, das sind typische Reaktionen, wenn über die Bergpredigt gesprochen wird. Einem, der mich schlägt, auch noch die andere Wange hinhalten, das ist keine vernünftige Verhaltensmöglichkeit Ist die Bergpredigt nicht eine Zumutung?

Es gibt unterschiedliche Deutungsansätze, z.B. für wen die z.T. radikalen Thesen überhaupt gelten sollen. Denn es erscheint für viele Christen unmöglich, nicht mal zornig zu sein, Gewaltlosigkeit auch bei entgegengebrachter Gewalt zur Verteidigung zu leben, oder einer hübschen Frau/einem hübschen Mann hinterherzuschauen. Folgende Deutungsansätze bestimmen die Diskussion bis heute:

  • Ethik der „Vollkommenen“: die „Vollkommenen“ halten alle Forderungen der Bergpredigt, besonders Armut, Keuschheit und Gehorsam. Die Berpredigt ist also erfüllbar, gilt aber nur für diejenigen, die sich für ein überaus frommes Leben entscheiden (Mönche, Asketen). Alle anderen orientieren sich „nur“ an den Zehn Geboten. Damit wird aber eine Rangordnung unter den Nachfolgern Christi aufgestellt.
  • Vorgabe für die Jünger: Die Berpredigt ist erfüllbar, gilt aber nur für die Jünger. Jesus strebte damit eine Radikalisierung der jüdischen Ethik an und wollte, dass seine Jünger in seine kompromisslose Nachfolge eintreten.
  • Nur unter Christen: Die Gebote gelten nur innerhalb der christlichen Gemeinden. Für die öffentlichen Bereiche können die radikalen Forderungen Jesu nicht gelten. Sobald ein Christ etwa Verantwortung für andere hat, in seiner Familie oder einem öffentlichen Amt, wiegt diese soziale Verantwortung schwerer. Dann muss mit allen Mitteln des weltlichen Regiments das Lebensnotwendige getan werden, notfalls mit der Durchsetzung von Gewalt.
  • Interimsethik: Eine andere Antwort sieht in der Bergpredigt und ihrem Bezug zum kommenden Reich Gottes eine sogenannte Interimsethik (Übergangsethik): Die radikalen Forderungen der Bergpredigt beziehen sich nur auf die kurze Zeit, bis Jesus wiederkommt.
  • Demonstration des Scheiterns: Luther merkte an, der Mensch könne durch die Bergpredigt sein Scheitern erkennen und auf die Rechtfertigung allein aus Gnade verwiesen werden. Damit ist die Bergpredigt unerfüllbar und radikalen Gebote Jesu wollen gar keine ethischen Anweisungen sein, sondern vielmehr deutlich machen, dass der Mensch den Willen Gottes von sich aus eben gerade nicht erfüllen kann.
  • Gesinnungsethik: Buchstäbliche Befolgung wird abgetan. Statt Buchstabengehorsam kommt es auf den Geist, die innere Gesinnung an, die durch die Bergpredigt angeregt wird. Die Forderungen der Bergpredigt machen deutlich, dass es Jesus nicht um neue Gesetze und konkrete Anweisungen geht, sondern um die Gesinnung, um die rechte Herzenseinstellung.
  • Ethik des Reiches Gottes: Die Forderungen der Bergpredigt stellen eine Ethik des Reiches Gottes dar. Der ev. Theologe Heinz Zahrnt sagt dazu: „Die Berpredigt entwirft – wie die Gleichnisse – den Zielzustand im Reich Gottes. Wir sind aufgefordert, unsere innere Ausrichtung auf dieses Ziel hin zu richten. Komplett erfüllt werden können diese Forderungen aber erst in Gottes Gegenwart.
  • Zielgebote: Damit verwandt ist das Verständnis, dass die Forderungen der Bergpredigt bewusst weiter gesteckt sind als das, was tatsächlich erreicht werden kann (=Zielgebote). Sie sollen aber eine Orientierung sein.

Die Forderungen der Bergpredigt bleiben also eine Zumutung. Diese Zumutung steht aber nicht im leeren Raum. Am Beginn der Bergpredigt stehen die Seligpreisungen. Am Beginn der Bergpredigt steht nicht die Forderung, sondern die Zuwendung. Die Wirklichkeit der Welt wird nicht ausgeblendet: Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Verfolgung, Leid - das ganze Spektrum menschlicher Not wird in den Blick genommen und in die Perspektive des Reichs Gottes gestellt. In ihrer Analyse ist die Bergpredigt erbarmungslos realistisch. Die freundliche Zuwendung Gottes schafft Vertrauen, Vertrauen in Gott und Vertrauen in die Möglichkeit des Guten. Die Zumutung der ethischen Forderungen der Bergpredigt wird begleitet von einem großen Zutrauen, dass diese bessere Gerechtigkeit auch Gestalt gewinnen kann: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt“.

Übung zu Deutungsansätzen der Bergpredigt

Ziel: Du erläuterst die Botschaft Jesu vom Reich Gottes.

Jesu Wirken stieß bei vielen Juden seiner Zeit auf Missfallen. Sie konnten mit seiner radikalen Liebesbotschaft nicht viel anfangen und hofften auf einen anderen Messias. Klicke hier, um die jüdischen Gruppen im Vergleich zu Jesus nochmals genauer er erschließen.

Jesu Ethik zwischen Zuspruch und Anspruch

Ziel: Du erläuterst die Botschaft Jesu vom Reich Gottes.

Jesu Verkündigung bewegt sich immer in dem Spannungsfeld zwischen Verschärfung und Entschärfung der Thora. Jesus formuliert Zuspruch und Anspruch. Dieser Scheinwiderspruch ist nicht so einfach zu verstehen. Barmherzigkeit kann hier als Schlüssel zum Verständnis der Ethik Jesu genutzt werden. Wie genau, kannst Du mithilfe der Übung auf der nächsten Seite wiederholen.

Lies vorbereitend noch einmal folgende Perikopen:
Mk 2, 23-28: Sabbatstreit
Mt 12, 9-14: Sabbatheilung
Mk 12, 28-34: Die Frage nach dem höchsten Gebot
Mt 25,31-46: Vom Weltgericht: Werke der Barmherzigkeit

Jesu Verkündigung und der Schlüssel der Barmherzigkeit

Ziel: Du erläuterst die Botschaft Jesu vom Reich Gottes.

Jesu Verkündigung: Ansätze zur Umweltethik

Ziel: Du erläuterst die Botschaft Jesu vom Reich Gottes.

Welche Aspekte können nun aus der Verkündigung Jesu abgeleitet werden für die Auseinandersetzung mit Umweltethik? Überlege selbst und lies anschließend den von mir erstellten Übertragungsansatz.

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Die Gleichnisse Jesu enthalten Anforderungen an das Handeln in der Nachfolge Jesu (präsentischer Aspekt, eschatologischer Vorbehalt), insbesondere in der Zuwendung zu Notleidenden/Außenseitern und praktizierter Nächstenliebe. Dies lässt sich auf die geopolitischen und die damit verbundene soziale Komponente des Klimawandels zurückbinden. Aus der Hoffnung auf Gott und das Reich Gottes sollen Menschen in der Nachfolge die Welt in Richtung des Reiches Gottes gestalten. Kriterien wie Geld und Besitz (oder Profit) zählen nach den Prinzipien des Reiches Gottes nicht, sondern formulieren das friedliche Miteinander als Ziel.

Die Nutzung von Naturbildern (Samen, Wasser, Weizen, Schafe, Perle und Bäume) in den Gleichnissen (und auch schon im AT -> Ps 23) für das Reich Gottes weckt zudem Ehrfurcht vor der Natur/Schöpfung. In den Zeichen und Wundern Jesu wird deutlich, zu welcher Herrlichkeit die Schöpfung berufen ist und die Zielperspektive des Reiches Gottes. ohne Leid, Krankheit und Tod wird eröffnet. Jesus wendet sich in seinem Wunderwirken insbesondere Außenseitern zu, die wenig Ansehen hatten. In der Nachfolge verbietet sich daher eine Präferenz der eigenen Bedürfnisse über die anderer, *insbesondere Notleidender oder Benachteiligter.

Jesus zeigt in der Bergpredigt, dass es um mehr geht, als reine Gesetzesbefolgung, sondern um die echte Beziehung zu Gott, aus der Sorge um die eigene Seele und den Nächsten entsteht.

In der Anwendung der Goldenen Regel und aufgrund der Ausrichtung in den Seligpreisungen ist eine Ignoranz für die unter dem Klimawandel Notleidenden undenkbar und stellt uns in Verantwortung, uns diesen und auch den uns nachfolgenden Generationen zuzuwenden und dem Egoismus zu entsagen. Klimagerechtigkeit ist zudem Friedenswahrung (Frieden stiften -> Seligpreisungen). Vertrauen auf Gott und seine gute Schöpfung statt auf Profit und Geld sollten Maßstäbe christlichen Handelns sein (vgl. auch: reicher Jüngling). Insgesamt wird das Streben nach weltlichem Profit nachrangig definiert (Gleichnis Hausbau).

Die Vögel werden als Sinnbild genutzt für das Vertrauen, dass Jesus zu Gott einfordert und das dem Vertrauen auf egoistische Ausbeutung irdischer Güter klar entgegensteht. In den Vögeln soll der Mensch ein Vorbild sehen und sich nicht sorgen.

Jesus verkündet einen menschenfreundlichen Gott. Jesu Verkündigung zielt nicht unmittelbar auf die Frage nach Umwelt. Dies fördert z.T. vielfältige Deutungen. Richtig ist aber gewiss: Jesus ruft Menschen in die Gesinnung der Barmherzigkeit, bei der durch die Zuwendung Gottes eine Selbstliebe und Nächstenliebe erwächst (Doppelgebot der Liebe).

Die Gesinnung der Barmherzigkeit kann dabei sowohl Gesetzesverschärfung (Antithesen), aber auch Gesetzesbruch (Sabbatbruch) legitimieren, sofern die Barmherzigkeit Orientierungskategorie bleibt. Diese Gesinnung hört gewiss nicht bei der außermenschlichen Schöpfung auf. Die Orientierung am Schwachen und Hilfesuchenden aus Liebe und die Ablehnung von egoistischen Interessen können zentrale Leitlinien sein für eine verantwortliche und nachhaltige Perspektive auf ethische Umweltfragen.

Ziel: Du stellst biblisch-theologische Grundlagen christlicher Ethik dar

Ziel: Du erörterst anhand eines exemplarischen Konfliktes ethische Problemstellungen

5. Umweltethische Problemfelder im Diskurs

Tierethik

Ziel: Du erörterst anhand eines exemplarischen Konfliktes ethische Problemstellungen

Die Tierethik fällt in den Bereich der Tierethik hinein. Tatsächlich ist es manchmal an einigen Stellen gar nicht so einfach, zwischen den Rechten von Tieren und Menschen abzuwägen. Dilemma treten immer wieder auf und sorgen für intensive Diskussionen. Überlege anhand der nachfolgenden Diskussionsfelder, welche Perspektiven hier berücksichtigt werden müssen und zu welchem Urteil Du kommst. Überlege Dir auch, welche biblischen Argumente hier genutzt werden könnten.

  • Unter welchen Umständen dürfen Tiere vom Menschen gehalten werden?
  • Wie weit dürfen Züchter bei der Züchtung von Tieren gehen?
  • Dürfen Tiere vom Menschen zum Essen getötet werden? Alle Tiere?
  • Muss die Massentierhaltung angesichts der Folgen für das Klima abgeschafft werden?
  • Dürfen Tiere vom Menschen gegessen werden?
  • Dürfen tierische Organe zur Transplantation beim Menschen eingesetzt werden?
  • Dürfen Tiere gejagt werden?
  • Dürfen Tiere zur Unterhaltung oder Freizeitbeschäftigung (Haustiere, Reiten, Zoos, Zirkus) durch den Menschen genutzt werden?
  • Wie ist die mutwillige Tötung oder das Quälen eines Tieres rechtlich im Vergleich zum Vergehen an einem Menschen zu bewerten?
  • Dürfen Tierversuche durchgeführt werden?
  • Dürfen tierische Produkte in der Kleidungsindustrie genutzt werden?
  • Wie stark müssen Lebensräume geschützt werden, etwa beim Bau einer Autobahn?
Überlege nun: Wie soll der Umgang des Menschen mit den Tieren grundsätzlich aussehen? Wo erkennst Du bei Dir Schnittmengen zu den Worten Jesu? Wo erkennst Du notwendige Handlungsfelder?

Albert Schweiter:

Ehrfurcht vor dem Leben

Tierethik: Expertisen...

EKD-Denkschrift: Zur Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf

Richard David Precht: Abkehr von der Tiernutzung

Ziel: Du erörterst anhand eines exemplarischen Konfliktes ethische Problemstellungen

Schweitzer orientierte sich in seiner Ethik eindeutig an der biblischen Verkündigung, auch wenn er dies nicht offensiv so ansprach. Ähnlich wie der bekannte Tierfreund Franz von Assisi negierte Schweitzer das Verständnis vom Anthropozentrismus. Für die Ergebnisse aus dem Unterricht hier klicken.

•Ablehnung der Unterscheidung zwischen Wertigkeit des Lebens (Biozentrismus)
•Ablehnung eines subjektiven Maßstabes -> schöpfungstheologische, systematische und globale Dimension
•Ausgangspunkt Erkenntnis: Der Wunsch nach Leben ist universell für alles Leben
•Der denkende Mensch muss allem Leben dieselbe Ehrfurcht entgegen wie dem eigenen
•Gutes Handeln = Leben erhalten, bewahren und schützen
•Schlechtes Handeln = Leben zerstören
•Kein enges Reglement -> Gesinnungsethik

Hier optional der Link zum Video aus dem Unterricht.

Hier optional der Link zum Video aus dem Unterricht.

Für die Ergebnisse aus dem Unterricht hier klicken.

Kurze Hinweise zur Denkschrift finden sich hier.

P4-Kandidatinnen: gerne nochmal auf die Handlungsfelder schauen.

Die evangelische Kirche sieht eine Aufgabe darin, in die Öffentlichkeit hinein zu Grundfragen des politischen und gesellschaftlichen Lebens Stellung zu nehmen. Der Begriff Denkschriften hat sich als ein Überbegriff zu öffentlichen Verlautbarungen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und ihrer Gremien etabliert. Die Texte können als Äußerungen öffentlicher Theologie verstanden werden, im Sinne eines Einlassens der Kirche auf die Weltwirklichkeit, einer Bejahung von demokratischen Willensbildungsprozessen und einer aktiven Beteiligung daran.
Im Jahr 1991 veröffentlichte die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) eine Denkschrift mit dem Titel „Zur Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf“. In ihr wird auch Schweitzers Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben“ als Leitlinie formuliert. In der Denkschrift gibt es neben einer grundsätzlichen theologischen Auseinandersetzung zur Frage der Tierethik auch konkrete praktische Handlungsfelder.

Klimawandel

Ziel: Du erörterst anhand eines exemplarischen Konfliktes ethische Problemstellungen

Klimawandel ist laut Vogt „das hinsichtlich der Mensch-Umwelt-Beziehung ökologisch, sozial und wirtschaftlich dringendste und erste in seiner ganzen Dynamik unabweisbar globale Problem“.
Vogt nennt Begleiterscheinungen des menschengemachten Klimawandels:
Globaler Temperaturanstieg: Seit 1900 stieg die globale Mitteltemperatur um bisher 1,1°Celsius
Prognose des IPCC: bis 2100 zwischen 1,8° und 4°C.
2. Hitzewellen: signifikante Häufungen von Hitze und Trockenheit. Die jetstreams (geologische Starkwindbänder) werden geschwächt -> weniger Austausch zwischen den Klimazonen -> Hitzewellen und Dürren bleiben länger.
3. Niederschläge und Überschwemmungen: Höhere Temperaturen in Bodennähe führen zu einer Veränderung der Niederschlagsverteilungen im Erdsystem:

tropische und subtropische Gebiete mit weniger Niederschlag, mittlere und höhere Breitengrade mit mehr und heftigen Niederschlägen, die z.T. Überschwemmungen hervorrufen.
4. Auftauen von Gletschereis: Der grönländische (-200 Millionen Tonnen pro Jahr) und antarktische Eisschild haben massiv an Masse verloren. Auch Alpengletscher schmelzen (halbiert seit 1900, Prognose bis 2050 nur noch Reste). -> Auswirkungen auf den Süßwasserhaushalt

Klimawandel

Ziel: Du erörterst anhand eines exemplarischen Konfliktes ethische Problemstellungen

5. Anstieg des Meeresspiegels und Versauerung der Meere: Anstieg globaler Meeresspiegel seit 1900: 20cm, bei weiterem Anstieg: Umsiedlungen an Küsten und Inseln notwendig (auch Metropolen)
Der gestiegene CO2-Gehalt der Atmosphäre wird tw. von den Meeren aufgenommen: Versauerung (bisher Zunahme Säuregehalt um 30%), was Meeresorganismen beeinträchtigt.
6. Bodenveränderungen: Böden sind Reaktoren in Abhängigkeit von Wasser-, Luft- und Wärmehaushalt. CO2 Erhöhung und Dürren werden auch Böden und Mikroorganismusstrukturen verändern: Auswirkungen ungewiss
Vogt erkennt, dass Menschen im globalen Süden noch stärker unter dem Klimawandel leiden als die auf der Nordhalbkugel.

Kippelemente
Bei einem Klimawandel von mehr als 1,5 (Pariser Klimaabkommen 2015) oder 2° Celsius (2°C, erster Klimavertrag 1992) steigt laut Schätzungen die Wahrscheinlichkeit von Ereignisverkettungen, bei denen Ökosysteme in eine andere Dynamik bzw. ein anderes Ordnungsmuster übergehen (tipping-points, Kippelemente) = „Bestandteile des Erdsystems von überregionaler Größe, die ein Schwellenverhalten in Bezug auf das Hintergrundklima aufweisen. Beim Vergleich mit dem menschlichen Körper könnten Organe als Kippelemente beschrieben werden, die ihre gewohnte Funktionsweise drastisch ändern oder ihre Funktion einstellen können, sobald bestimmte Voraussetzungen nicht mehr erfüllt sind.“

Klimawandel

Ziel: Du erörterst anhand eines exemplarischen Konfliktes ethische Problemstellungen

Kippelemente:
Fehlende Eiskörper, denn die verdunkelte Erdoberfläche nimmt mehr Wärme auf.
Strömungs- bzw. Zirkulationssysteme der Ozeane und der Atmosphäre ändern sich
Ökosysteme von überregionaler Bedeutung, deren Pflanzen- und Tierarten sich den Klimaänderungen nicht anpassen können verschwinden.
Folgen drastisch: z.B. 80% Niederschläge in Indien abhängig vom Monsun, Dürrekatastrophen in nicht gekanntem Ausmaß, Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 7 Meter, Gefährdung von Wasserversorgungen (Wasserknappheit), Verlust der Artenvielfalt (Massensterben)

Klimapolitik in Deutschland (Klicken)

Erfolge: belastende Schadstoffe aus der Luft wurden reduziert (Blei um über 90%), Wasserqualität der Flüsse wurde verbessert, Müllaufkommen wurde reduziert und Mülltrennung wird praktiziert, innovative Technologien und Energienutzungen werden beliebter, ökologische Altlasten wurden saniert (Bsp. FCKW-Verbot in Kühlschränken), Förderprogramme und Investitionen in Umweltschutz durch Politik und Unternehmen
Handlungsfelder: Abnahme von Vögeln und Insekten, hoher Flächenverbrauch und Zerschneidung und „Vermaisung“ von Landschaften, hohe Nitratbelastung des Grundwassers, Massentierhaltung und Tierschutz, Lärmbelastung, Abgasproblematik, Gefährdung Biodiversität, Verfehlung von Klimazielen

Klimawandel

Ziel: Du erörterst anhand eines exemplarischen Konfliktes ethische Problemstellungen

Im Kontext von Klimawandel steht laut Experten die Zukunft unseres Planeten auf dem Spiel. Problemfelder können hier sein:
  • Wie stark darf Klimaschutz meine persönliche Freiheit einschränken?
  • Sollte ein Tempolimit zum Klimaschutz kommen?
  • Sollten Flugreisen deutlich teurer werden oder gar verboten werden?
  • Darf ich Kleidung kaufen, die zwar günstig, aber aus zweifelhafter Produktion stammt?
  • Inwiefern muss der Verkauf von klimaschädlichen Produkten verboten werden?
  • Wie kann der Konsum gestoppt werden?
  • Wie kann Müll reduziert werden?
  • Inwiefern sind wir in der Verantwortung für die kommenden Generationen oder benachteiligte Länder?
  • Inwiefern sollte der Binnenmarkt gestärkt und lange Lieferketten verboten werden? Sollte etwa der Verkauf von Erdbeeren im Winter verboten werden?
  • Sollten fossile Brennstoffe und Heizungsarten durch höhere Besteuerung unattraktiver gemacht werden?
  • Inwiefern müssen Klimavergehen von Unternehmen härter bestraft werden? Liegt dies in regionaler, staatlicher oder globaler Verantwortung?
  • Sollten Unternehmen zum Klimaschutz verpflichtet werden?
  • Ist es unfair, wenn Bürger*innen in Deutschland durch hohe Kosten gegen den Klimawandel kämpften und in anderen Ländern nicht?
  • Wie kann das Thema Klimaschutz global angegangen werden? Dürfen andere Länder zum Klimaschutz gezwungen werden?
  • Gefährdet der Klimawandel den globalen Frieden?
  • Wie stark dürfen Energiekosten zugunsten des Klimawandels steigen? Wie steht es hier um den gesellschaftlichen Frieden und die Frage der Armut?

Hans Jonas: Prinzip Verantwortung

Klimawandel: Expertisen...

EKD-Denkschrift "Umkehr zum Leben"

Markus Vogt: Transformationsethik

Ziel: Du erörterst anhand eines exemplarischen Konfliktes ethische Problemstellungen

Hans Jonas äußerte sich bereits 1979 besorgt hinsichtlich der Klimaveränderungen und der vermeintlichen Folgen für den Planeten und die Menschheit. Er appelierte für ein Handeln nach dem "Prinzip Verantwortung".
(Anklicken)

„Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“

„Der schlechten Prognose den Vorrang zu geben gegenüber der guten, ist verantwortungsbewusstes Handeln im Hinblick auf zukünftige Generationen.“


-Umdenken, nicht nur Verantwortung für das Jetzt
-Handeln im Prinzip der Furcht, das schlechteste annehmen und verhindern wollen

Hier optional der Link zum Video aus dem Unterricht.
Ausschnitt: 11:00 bis 15:08

Markus Vogt attestiert, dass es keiner Begründungsethik hinsichtlich der Klimawandels mehr bedürfe. Das Dilemma sei nicht in der Begründung, sondern in deren fehlender Umsetzung zu finden. Er erkennt eine kognitive Dissonanz beim Menschen: Jede*r wisse, dass man vieles ändern müsse, aber keine befolge dieses Credo. Hier erkennt er die Notwendigkeit einer Transformationsethik.

Die Denkschrift aus dem Jahr 2009 bestätigt die Herausforderung des Klimawandels, begründet die christliche Verpflichtung zum Handeln und eröffnet Perspektiven zu Handlungsfeldern. Wir haben Kapitel 5 genauer analysiert. Die Ergebnisse sind hier.

Päpstliche Enzyklika "Laudato si"

Hier optional der Link zum Video aus dem Unterricht.

Evangelische Kirche und der Kampf gegen den Klimawandel

Diakonie?

Seit Veröffentlichung der Denkschrift im Jahr 2009 ist in vielen Landeskirchen und Gemeinden viel in Sachen Klimaschutz passiert.
Institutionell haben viele Kirchen Verantwortung übernommen, auch wenn einige selbst gesteckte Ziele hinsichtlich der CO2-Reduktion nicht erreicht wurden. Aber Kirche ist auf dem Weg, sich in vielen Bereichen selbst immer nachhaltiger zu machen.
Dennoch versucht die evangelische Kirche grundsätzlich, durch viele Projekte und Initiativen der gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden und innerhalb des demokratischen Rahmens mitzugestalten. Dazu gehören auch kirchliche Teilnahmen und Unterstützungen von Demonstrationen. Aber natürlich auch Hilfsangebote für diejenigen, die unter dem Klimawandel leiten sind fest etabliert. Eine Auswahl an kleinen und großen konkreten Maßnahmen von evangelischen Landeskirchen oder Gemeinden sollte in
Deinen Unterlagen zu
finden sein.

Überlege Dir: Was kannst Du, was können Gemeinschaften, in denen Du aktiv bist, hier als Christ*innen in der Nachfolge Jesu in Sachen Klimaschutz leisten?

P5 Prüfungsvorschläge

Prü-fung

Prü-fung

Prü-fung

Prü-fung

Erworbene Kompetenzen

Kompetenzen

  • Du erläuterst die Botschaft Jesu vom Reich Gottes. (Vertiefend für P4)

  • Du erklärst das Bekenntnis zu Jesus Christus als Ausdruck des spezifisch christlichen Gottesverständnisses. (Vertiefung)

  • Du stellst biblisch-theologische Grundlagen christlicher Ethik dar. (Vertiefend für P4)

  • Du vergleichst Grundformen ethischer Urteilsbildung.

  • Du erörterst anhand eines exemplarischen Konfliktes (hier: Umweltethik) ethische Problemstellungen.

  • Du zeigst mögliche Konsequenzen der christlichen Hoffnung für das individuelle Lebenskonzept und das alltägliche Handeln von Christen auf.

  • Du erörterst, wie die Evangelische Kirche in Deutschland ihren Auftrag zur gesellschaftlichen Mitverantwortung und Weltgestaltung wahrnimmt. (Vertiefend für P4)

Und jetzt?

  • Sprich mit anderen über die Themen!
  • Nutze dabei die Fachsprache! Und binde die biblischen Texte sinnvoll an.
  • Sprich darüber, was die Themen miteinander zu tun haben?
  • Wo können sinnvolle Handlungsfelder oder Perspektiven eröffnet werden?
  • Überlege Dir, was diese Themen mit Dir, unserer heutigen Gesellschaft und Deinem Leben zu tun haben. Wo liegen Schnittmengen?

Hier nochmal die verbindlichen Grundbegriffe:

VS

  • Barmherzigkeit, Dekalog, Gerechtigkeit, Weisung / Tora, präsentische / futurische Eschatologie

  • Mt 5,17-48 (Jesu Stellung zum Gesetz / Antithesen der Bergpredigt)
  • Mk 10,17-27 (Reichtum und Nachfolge)
  • Gen 1,27f. (Ebenbildlichkeit, Schöpfungsauftrag)
  • Ex 20,1-17 (Die Zehn Gebote)
  • Mt 7,12
  • (Die Goldene Regel)
  • Mt 22,34-40 (Frage nach dem höchsten Gebot)
  • Mt 25,31-46 (Vom Weltgericht)

Und die biblischen Basistexte

Ende!