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Die Physiker

von Friedrich Dürrenmatt

Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in Konolfingen, einem Dorf im Kanton Bern, geboren.
1935 zieht die Familie Dürrenmatt nach Bern, wo der Vater Pfarrer am Salemspital wird. In Bern besuchte Friedrich Dürrenmatt bis 1937 das Freie Gymnasium, danach das Humboldt-Gymnasium. Dürrenmatts Vater wollte, daß sein Sohn Theologie studiert, doch Friedrich hatte beschlossen, Maler werden. Der Vater stimmte dem zu, allerdings unter der Bedingung, daß sein Sohn vor dem Besuch einer Kunsthochschule das Abitur bestand. Dürrenmatt lernte daraufhin Tag und Nacht, bestand zwar das Abitur, aber zu einem Kunststudium kam es nie.
Im Jahr 1941 beginnt Dürrenmatt in Bern sein Philosophietudium, 1942 und 1943 verbringt er zwei Semester in Zürich, er studiert außerdem noch Naturwissenschaften und Germanistik. 1943 zieht er nach Bern zurück, wo er seine Studien mit dem Schwerpunkt Philosophie bis 1946 fortsetzt.

Inspiriert von Heym, Brecht und Kafka beginnt Dürrenmatt 1942 Prosatexte zu schreiben. Am 19. April 1947 wird sein erstes Drama "Es steht geschrieben” uraufgeführt. Die Aufführung war ein Mißerfolg, genauso die Komödie “Der Blinde”, die ein Jahr später in Basel aufgeführt wurde.
Bis 1952 entstanden Arbeiten wie “Romulus der Große”(1949), Dürrenmatts erster Kriminalroman “Der Richter und sein Henker” (1950) und ein Jahr später “Der Verdacht”. Dürrenmatt schrieb etliche Hörspiele, wie “Der Prozeß um des Esels Schatten” und “Nächtliches Gespräch mit einem verachteten Menschen” (beide 1951). Diese Hörspiele waren damals Dürrenmatts wichtigste Einnahmequelle. 1952 wurde “Die Ehe des Herrn Mississippi” uraufgeführt, damit gelang Dürrenmatt der Durchbruch in Deutschland.
955 gelang Dürrenmatt der Durchbruch als Bühnenautor mit Weltgeltung: “Der Besuch der alten Dame” wurde in Zürich uraufgeführt und verhalf Dürrenmatt zu internationalem Ansehen.

Dürrenmatt schrieb unermüdlich weiter: “Frank der Fünfte” (1959), “Die Physiker” (1962), “Der Meteor” (1966). Er unternahm Reisen nach London, Mailand, Paris und Stockholm und erhielt zahlreiche Preise.
Bis zu seinem Tode verfasste und inszenierte Dürrenmatt Theaterstücke und malte.

Am 14. Dezember 1990 starb Dürrenmatt in Neuchâtel im Alter von 69 Jahren.



nach: https://www.duerrenmatt.net/biographie/. Abgerufen am 30.01.2022

Der Textinhalt

Allgemeines

Die Komödie »Die Physiker« des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt entstand 1961, also vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und des Mauerbaus. Ein Jahr später, im Jahr der Kubakrise, wurde das Stück in Zürich erstmals aufgeführt. Ort der Handlung ist eine psychiatrische Klinik in der damaligen Gegenwart. Die dort stattfindenden Handlungen und Dialoge der drei Physiker (Möbius, Beutler, Ernesti) und ihrer Ärztin (Mathilde von Zahnd) stehen als Symbol für die zu Beginn der 60er Jahre angespannte internationale Weltlage sowie für den Einfluss der Wissenschaft auf globale Konflikte. Zentrale Frage ist der Anteil und die Verantwortung aller Wissenschaftler für den Fortbestand der menschlichen Zivilisation.


Quelle: Die Physiker • Zusammenfassung auf Inhaltsangabe.de; https://www.inhaltsangabe.de/duerrenmatt/die-physiker/

In der Nervenklinik befinden sich die drei Hauptcharaktere, von denen jeder eine geistige Störung vorgibt. Johann Wilhelm Möbius hat während seiner Forschungen die sogenannte Weltformel entdeckt und fürchtet nun die Folgen dieser Entdeckung. Deshalb behauptet er immer wieder, dass er Gespräche mit König Salomo führe, der sich nur ihm zeige. Zweiter Insasse ist Herbert Georg Beutler, der sich für Isaac Newton hält. Ein Wissenschaftler namens Ernst Heinrich Ernesti ist der dritte Insasse. Dieser gibt vor, der berühmte Physiker Albert Einstein zu sein. Letztlich ist also keiner der drei ›Physiker‹ wirklich geisteskran. Ernesti und Beutler sind Spione verschiedener Geheimdienste, die auf Möbius angesetzt worden sind, um an seine Geheimnisse und Ergebnisse zu gelangen.



Erster Akt

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Zu Beginn nimmt Inspektor Voss die Ermittlungen in einem Mordfall auf, da in der Anstalt eine Krankenschwester ermordet worden ist, die für die Betreuung von Ernesti bzw. Einstein zuständig gewesen ist. Voss ist besonders misstrauisch, weil einige Wochen zuvor bereits die Krankenschwester von Beutler bzw. Newton auf ganz ähnliche Weise den Tod gefunden hat. In keinem der beiden Mordfälle, deren Motive Liebe und Eifersucht gewesen sind, mussten sich die Täter wegen ihrer Geisteskrankheit verantworten. Der Wissenschaftler Möbius und seine Pflegerin Monika gestehen sich gegenseitig ihre Liebe. Monikas Heiratspläne jedoch lassen Möbius panisch werden; er erdrosselt Monika. Möbius schiebt bei den Ermittlungen seinen eingebildeten König Salomo vor, der ihm den Mord befohlen habe.



Erster Akt - Fortsetzung

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Noch während der laufenden Ermittlungen durch Inspektor Voss entschließt sich Möbius dazu, seine bis dato gut gehüteten Erkenntnisse zu vernichten, da er sich seiner Verantwortung mehr als bewusst ist. Es gelingt ihm ferner, die beiden anderen Protagonisten zum Schweigen zu überreden, damit seine Forschungsergebnisse keinesfalls in die Hände der einen oder anderen Macht geraten, für die Ernesti bzw. Einstein und Beutler bzw. Newton arbeiten. Im Verlaufe des Gesprächs versuchen sowohl Beutler wie auch Ernesti, den Forscher Möbius auf ihre jeweilige Seite zu ziehen und für den Geheimdienst ihres Landes anzuwerben, denn beide wissen noch nichts von den verbrannten Unterlagen. Als beide Agenten erkennen, dass sie das gleiche Ziel haben und sich deswegen im Weg sind, kommen plötzlich zwei Revolver zum Vorschein, werden aber nach einem weiteren Disput wieder abgelegt.



Zweiter Akt

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Nachdem alle Fronten geklärt sind, entschließen sich die beiden Agenten Ernesti und Beutler zur Flucht aus der Anstalt, weil beide dort nichts mehr ausrichten können. Möbius hingegen weigert sich nach wie vor beharrlich, die Anstalt zu verlassen, weil in ihm die Erkenntnis gereift ist, dass seine Forschungsergebnisse weder bei der einen noch bei der anderen Großmacht wirklich gut und sicher aufgehoben sind. Es gelingt Möbius, die beiden Spione zum Bleiben zu überreden, indem er an ihre Moral und Verantwortung appelliert. Zudem verdeutlicht er ihnen, dass sie aufgrund der Morde an den Krankenschwestern inhaftiert werden würden, sollten sie als geheilt entlassen werden.
Womit die drei Insassen nicht gerechnet haben, ist die Verschlagenheit der Mathilde von Zahnd. Sie ist Eigentümerin und gleichzeitig Chefärztin der Anstalt. Leider ist sie als einzige der handelnden Personen des Stücks tatsächlich geisteskrank und glaubt wirklich daran, regelmäßig mit König Salomo zu sprechen und von ihm Anweisungen zu erhalten. Mathilde von Zahnd hat alle Gesprächsnotizen und Aufzeichnungen sorgfältig kopiert und aufbewahrt.


Zweiter Akt - Fortsetzung

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Sie eröffnet den beiden Agenten, dass sie dadurch sowie durch das Abhören von Gesprächen in der Zelle deren wahre Identität durchschaut habe und nun die gestohlenen Unterlagen und Ergebnisse in bare Münze umwandeln werde. Herbert Georg Beutler, der sich für Newton hält, heißt eigentlich Alec Jasper Kilton und der wahre Name von Ernst Heinrich Ernesti (Einstein) ist Joseph Eisler. Ferner stellt sich nun heraus, dass die drei ermordeten Krankenschwestern von ihrer Chefin auf die drei Insassen angesetzt wurden. Mathilde von Zahnd fühlt sich nun – angespornt durch König Salomo – dazu berufen, die Welt zu beherrschen, wobei ihr die Ergebnisse von Johann Wilhelm Möbius helfen sollen. Außerdem kommt noch heraus, dass die Chefärztin nicht nur äußerlich entstellt ist, sondern auch darunter leidet, keine eigenen Kinder bekommen zu können. Umso bedeutsamer ist es in ihren Augen, dass König Salomo gerade sie für diese große Aufgabe ausgewählt habe. Fatalerweise können Ernesti, Beutler und Möbius die geisteskranke Ärztin nicht aufhalten, weil nach den drei Morden niemand bereit sein wird, ihnen zu glauben.

Zweiter Akt - Fortsetzung

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Das Stück beinhaltet zahlreiche Gleichnisse, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wesentlich das gesellschaftliche, wissenschaftliche und politische Leben bestimmten. Im Zentrum steht natürlich die Frage nach der Verantwortung von Forschung und Wissenschaft und deren zumindest manchmal sehr zweifelhaften Folgen für die Menschheit. Die Tragikomödie erzeugt Zweifel daran, ob alles technisch Machbare auch umgesetzt werden sollte. Auch die Aufgaben und Methoden der beiden Geheimdienste (Ost/West) während des Kalten Krieges werden ad absurdum geführt. Dürrenmatts Stück wird gelegentlich als Groteske bezeichnet – aufgrund der direkt und indirekt dargestellten Widersprüchen. So stehen die Wissenschaftler (Einstein, Newton) für logisches Vorgehen, exakte Forschung und genaue Berechnungen. Dennoch finden sich diese Personen an einem Ort wieder, der oft mit Chaos, Verwirrung und Desorientierung (in mehrfacher Hinsicht) gleichgesetzt wird. Diese Konstellation ist vergleichbar mit einer Gratwanderung zwischen Humor und Aussichtslosigkeit.



Zum Stück

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Ein anderer wesentlicher Punkt ist die Theorie des Dramas, die Dürrenmatt vertritt. Danach muss jede zufällig gemachte wissenschaftliche Entdeckung immer die denkbar schlimmsten Folgen haben. Zu dieser These gehört auch, dass Entdeckungen und Forschungsergebnisse sich auf Dauer nicht verheimlichen oder sogar zurücknehmen lassen. Folge dieser These ist ein Paradoxon: Dürrenmatt fordert dazu auf, nicht jede wissenschaftliche Theorie zu Ende zu denken, stellt aber gleichzeitig klar, dass entwickelte Gedankenmodelle, die einmal in der Welt sind, sich nie wieder beseitigen lassen.


Zum Stück - Fortsetzung

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Dürrenmatt erzählt diese Überlegungen mithilfe von grotesk-tragischen Formulierungen (»schreckliche Wissenschaft«, »gefährliche Forschung«) und wiederholten ethischen Fragen. Dadurch sind Parallelen zum Eskalationspotenzial der Zeit des Kalten Krieges inklusive der nuklearen Drohgebärden von Sowjetunion und USA unübersehbar.



Zum Stück - Fortsetzung

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Figuren

Herbert Georg Beutler (Newton)

Johann Wilhelm Möbius

Mathilde von Zahnd

Richard Voß

Ernst Heinrich Ernesti (Einstein)

Figurenkonstellation

Herbert Georg Beutler (Newton)


Newton ist stark vergleichbar mit „Einstein”. Er kommt zu einer ähnlichen Zeit ins Sanatorium und spielt ebenfalls den Verrückten. Im Gegensatz zu Einstein sagt er aber offiziell, dass er Newton sei und gleichzeitig unter der Hand, dass er Einstein hieße und dies nur nicht verrate, um den anderen Einstein (also Eisler) nicht zu verwirren.

Wie Einstein, so ist auch er nicht wirklich verrückt. Offiziell heißt er zwar „Herbert Georg Beutler”, tatsächlich aber ist er „Alec Jasper Kilton”, Entwickler der „Entsprechengslehre” (existiert nicht wirklich). Er wurde von einem westlichen Geheimdienst (vermutlich NSA, CIA oder MI6) entsandt, um Möbius auszuspionieren und für den Westen zu gewinnen. Er lockt Möbius mit dem Nobelpreis und ist der Auffassung, dass wissenschaftliche Erkenntnisse immer veröffentlicht werden müssten, egal wie gefährlich sie sind. Die Verantwortung über die Nutzung schiebt er auf „die Menschen” ab. Diese müssten schon selbst sehen, ob sie das neue Wissen für gutes oder für schlechtes einsetzen.

Genauso wie Einstein bringt auch er eine Krankenschwester, nämlich Dorothea Moser, um, sobald diese erkennt, dass er nicht wirklich verrückt ist.

http://www.rither.de/a/deutsch/duerrenmatt--friedrich/die-physiker/charakterisierungen-und-personenkonstellation/

Ernst Heinrich Ernesti (Einstein)

Johann Wilhelm Möbius

- 40 Jahre alt
- Vollwaise
- erlernter Beruf: Physiker
- Familienstand: seit 15 Jahren mit Lina verheiratet; drei Söhne: Adolf
Friedrich, Wilfried Kasper, Jörg Lukas
- Laufbahn: Abitur, Studium, Forschung an der Weltformel
- seine Frau hat ihn während seiner Ausbildung finanziell unterstützt
- kurz vor seiner Professur hat er einen Durchbruch in seiner Forschung
erzielt
- will die Menschheit vor den Ergebnissen seiner Forschung schützen
und gibt vor, König Salomo sei ihm erschienen

Johann Wilhelm Möbius - Fortsetzung

- geht freiwillig in das Sanatorium „Les Cerisiers“
- Frau lässt sich von ihm scheiden, heiratet Missionar Rose und zieht
mit ihm und den Kindern auf die Marillen
- will weiterhin im Sanatorium bleiben und sich nicht zum Instrument
der Politik/Geheimdienste machen lassen
- ermordet Krankenschwester Monika Stettler, da sie entdeckt hat, dass
er geistig gesund ist und seine Entlassung aus dem Sanatorium
bewirken will
- hat seine Mitschriften nach dem Mord an Monika verbrannt, damit sie
nicht in falsche Hände geraten
- Mathilde von Zahnd hat Möbius über Jahre hinweg betäubt, um an
seine Forschungsergebnisse zu gelangen

Johann Wilhelm Möbius - Charaktereigenschaften

intelligent, kann gut schauspielern (versucht seine Emotionen zu überspielen -> Szene mit Jörg Lukas, als dieser Möbius mitteilt, er wolle ebenfalls Physiker werden), handelt sehr bedacht, geht durchdacht und strategisch vor, rücksichtsvoll, verantwortungsbewusst, ihm ist jedes Mittel recht, um die Menschheit zu schützen (opfert seine Familie und Schwester Monika, Ruhm, Erfolg, Reichtum), altruistisch (d. h. uneigennützig, selbstlos)


Mathilde von Zahnd

Richard Voß

Figurenkonstellation

http://www.rither.de/a/deutsch/duerrenmatt--friedrich/die-physiker/charakterisierungen-und-personenkonstellation/