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Versailler Vertrag

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Dieses Interaktive Schaubild soll dir einen Überblick über den Kontext und die Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles im Jahr 1919 geben. Folge der Tour durch das Schaubild, indem du den Ziffern der Reihe nach folgst. Starte bei (1). Klicke auf die Icons, um die Informationstexte und -videos zu öffnen. Bildnachweis: public domain (commons.wikimedia.org)

Versailler Vertrag: Ein Frieden ohne Versöhnung? Der Erste Weltkrieg hatte in allen europäischen Ländern weitreichende Folgen und veränderte Europa nachhaltig. Der Vertrag von Versailles besiegelte das völkerrechtliche Ende des Ersten Weltkrieges und sollte eine neue internationale Ordnung schaffen. Mit der Unterzeichnung des Vertrags endete eine lange Übergangsphase zwischen Krieg und Frieden. Sieben Monate nach der Kapitulation Deutschlands (11. November 1918) trafen sich von Mitte Januar bis Anfang Mai 1919, die Staats- und Regierungschefs der Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Vertreter Japans sowie 32 anderer interessierter Staaten in Paris, um die Bestimmungen eines Friedensvertrages festzulegen. Die deutsche Delegation durfte an den Verhandlungen nicht teilnehmen. Der Vertrag beinhaltete einen "Kriegsschuldparagraphen", welcher die alleinige Verantwortung Deutschlands und seiner Verbündeten für den Ausbruch des Weltkriegs erklärte. Des Weiteren sah der Vertrag Gebietsabtretungen (ca. 13% des deutschen Herrschaftsgebietes, 10% der deutschen Bevölkerung), militärische Beschränkungen (Abrüstung) und hohe Reparationszahlungen an die Siegermächte vor. Am 28. Juni 1919 wurde der Vertrag unter Protest im Spiegelsaal von Versailles von der deutschen Delegation unterzeichnet. Die Friedensbedingungen führten in Deutschland zu wütenden Protesten.

Pariser Friedenskonferenz: Zwischen Revanchismus und Weltfrieden Vom 18. Januar 1919 bis zum 21. Januar 1919 trat die Pariser Friedenskonferenz zusammen, um die Friedensbedingungen nach dem Ersten Weltkrieg zu verhandeln. Sie setzte sich aus 32 Ländern zusammen, von welchen die wichtigsten die Sieger des Ersten Weltkriegs ("Big Four": Großbritannien, Frankreich, USA und Italien) waren. Die Mittelmächte waren ausgeschlossen. Die Friedensverhandlungen mit den Besiegten des Ersten Weltkrieges fanden erst ab Mai 1919 und zumeist nur in schriftlicher Form statt. Verhandlungsergebnisse der Pariser Friedenskonferenz wie der Versailler Vertrag oder der Völkerbund sollten weltweit Frieden schaffen. The Big Four (UK, Frankreich, USA und Italien) trafen in informellen Gesprächen die wesentlichen Entscheidungen, welchen die anderen Teilnehmer der Konferenz dann zustimmten. Die Kernziele der Big Four waren: Frankreich: dauerhafte Schwächung Deutschlands und hohe Reparationen für die Zerstörungen in Frankreich Großbritannien: Herstellung eines Kräftegleichgewichts in Europa und Deckung der britischen Kriegskosten USA: dauerhafter Frieden und freier Handel Italien: territoriale Gewinne in Norditalien "Big Four": Die vier Regierungschefs der mächtigsten Siegernationen des Ersten Weltkriegs: Georges Clemenceau (Frankreich), David Lloyd George (Großbritannien), Vittorio Emanuele Orlando (Italien) und Woodrow Wilson (USA) Bildnachweise: public domain (commons.wikimedia.org)

Bestimmungen des Versailler Vertrags Im nächsten Schritt sehen wir uns die wichtigsten Bestimmungen, die Kernpunkte des Versailler Vertrages an. Siehe dir dafür die blauen Icons an. Bildnachweise: public domain (commons.wikimedia.org)

Kriegsschuld Im sogenannten Kriegsschuldparagraphen (Artikel 231) des Versailler Vertrags wurde dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten die Alleinschuld für den Ersten Weltkrieg zugeschrieben. Artikel 231: "Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, daß Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungenen Krieges erlitten haben."

Reparationen Der Kriegsschuldparagraph diente als Grundlage für umfangreiche Reparationszahlungen. Das Deutsche Reich wurde im Versailler Vertrag verpflichtet, umfangreiche Geldzahlungen und Sachlieferungen (also Güter wie Stahl und Kohle) an die Siegermächte abzugeben. 1923 besetzten Frankreich und Großbritannien das Ruhrgebiet, weil die Reparationszahlungen in Verzug gekommen waren. Anfang der 1930er Jahre wurden die Reparationszahlungen nach verschiedenen Verhandlungen (z.B. Dawes- und Young-Plan) eingestellt.

Gründung des Völkerbunds Während des Ersten Weltkriegs griff der amerikanische Präsident Woodrow Wilson in seinem 14-Punkte-Pogramm vom Januar 1918 erneut den Gedanken einer Friedensorganisation auf. Wilsons Forderung nach einer internationalen Gemeinschaft zur Sicherung des Friedens konnte auf der im Januar 1919 beginnenden Pariser Friedenskonferenz erfolgreich umgesetzt werden. Der Völkerbund, welcher am 10. Januar 1920 gegründet wurde, war die Vorläuferorganisation der heutigen Vereinten Nationen (UN), die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurden. Deutschland war bis 1926 jedoch kein Mitglied. Bildnachweis: Bundesarchiv Bild 102-09042 (commons.wikimedia.org)

Entmilitarisierung Im fünften Teil des Versailler Vertrags, welcher sich mit Bestimmungen über die Land-, See- und Luftstreitkräfte beschäftigt, heißt es: "Um die Einleitung einer allgemeinen Rüstungsbeschränkung aller Nationen zu ermöglichen, verpflichtet sich Deutschland, die im folgenden niedergelegten Bestimmungen über das Landheer, die Seemacht und die Luftfahrt genau innezuhalten." Diese Bestimmungen beinhalteten unter anderem, dass es im Deutschen Reich nur noch eine Berufsarmee von 100.000 Soldaten und 15.000 Marinesoldaten geben darf. Die Allgemeine Wehrpflicht musste abgeschafft werden. Der Wiederaufbau von Luftstreitkräfte wurde verboten. Schwere Waffen wie U-Boote, Panzer oder chemischer Kampfstoffe wurden ebenfalls untersagt. Das Rheinland und ein 50 km breiten Streifens östlich des Rheins mussten gänzlich entmilitarisiert werden. Der Festungsbau entlang der deutschen Grenze wurde verboten. (weiß-gepunktete Fläche auf Karte) Im Weiteren wurden jegliche Maßnahmen verboten, die als zur Vorbereitung eines Krieges geeignet betrachtet wurden.

Territoriale Änderungen: Gebietsabtretungen Deutschland musste infolge des Versailler Vertrages zahlreiche Gebiete abtreten. Dies zeigt dir die gestrichelte rote Linie auf der Karte. Insgesamt verlor das Reich ungefähr 13% des vorherigen Machtgebietes bzw. 10% der Bevölkerung. Außerdem musste Deutschland alle Kolonien aufgeben. Die ehemaligen reichsdeutschen Kolonien wurden dem Völkerbund unterstellt. Des Weiteren musste Deutschland die Souveränität Österreichs anerkennen, ein Zusammenschluss wurde verboten. Die "wichtigsten" Gebietsabtretungen sind in der Karte mit roten Icons markiert. Hier findest du weitere Informationen über die folgenden Gebiete: Elsaß-Lothringen an Frankreich, Nordschleswig an Dänemark Großteil der Provinzen Westpreußen und Posen sowie das oberschlesische Kohlerevier und kleinere Grenzgebiete Schlesiens und Ostpreußens an Polen Hultschiner Ländchen an die Tschechoslowakei Eupen-Malmedy an Belgien Gebiete Deutschlands, welche dem Völkerbund unterstellt wurden: Saargebiet (Nach 15 Jahren sollte eine Abstimmung über die staatliche Zugehörigkeit stattfinden, die am 13. Januar 1935 eine große Mehrheit für Deutschland ergab) Danzig mit Umgebung (wurde zur Freien Stadt unter Kontrolle des Völkerbundes) Memelland

Rheinland Die rosa markierten Gebiete entlang des Rheins wurden von alliierten Truppen besetzt. Das Gebiet wurde vollständig entmilitarisiert. Das bedeutet, hier durfte es kein deutsches Militär mehr geben.

Saargebiet Das Saargebiet war eine wichtige Industrieregion und wurde im Versailler Vertrag für 15 Jahre dem Völkerbund unterstellt. Frankreich konnte in dieser Zeit über die Steinkohlevorkommen an der Saar verfügen. 1935 fiel das Saargebiet nach einer Volksabstimmung zurück an das Deutsche Reich

Elsass-Lothringen Das Elsass und Lothringen waren nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 vom neu gegründeten Deutschen Reich besetzt und annektiert worden. Der Versailler Vertrag legte fest, dass beide Regionen wieder zu Frankreich gehören.

Nordschleswig In Nordschleswig wurde 1920 eine Volksabstimmung über die Abtretung deutscher Gebiete an Dänemark durchgeführt. Die überwiegend dänische Bevölkerung stimmte größtenteils für die Trennung vom Deutschen Reich. Seither gehört "Nordslesvig" zu Dänemark.

Freie Stadt Danzig Weil sich Polen und das Deutsche Reich um Danzig stritten, wurde die Stadt und ihr Umland im Versailler Vertrag zu einem unabhängigen Kleinstaat unter dem Schutz des Völkerbundes erklärt. Die "Freie Stadt Danzig" bestand bis zum 1. September 1939, als im Hafen von Danzig der Zweite Weltkrieg begann.

Westpreußen und Schlesien Teile Westpreußens und Schlesiens wurden Polen zugesprochen. Von wirtschaftlichem Interesse für Polen war dabei die Industrieregion Oberschlesien. Weil Polen einen Zugang zum Meer für sich beanspruchte, wurde Ostpreußen durch den "polnischen Korridor" vom übrigen Reichsgebiet abgetrennt. Innerhalb weniger Jahre entstand die polnische Hafenstadt Gdynia nördlich von Danzig.

Der neue polnische Staat Vor dem Ersten Weltkrieg sah die politische Landkarte im östlichen Europa noch ganz anders aus. Es gab nur drei Staaten: Das Deutsche und das Russische Reich sowie den Doppelstaat Österreich-Ungarn. Nach dem Krieg entstanden viele unabhängige Staaten: Polen, die Tschechoslowakei, Österreich, Ungarn, Rumänien, Jugoslawien u.a

Unterzeichnung und Inkrafttreten des Vertrages Am 7. Mai 1919 wurde der Versailler Vertrag der deutschen Delegation zur Unterschrift vorgelegt. Zuerst lehnten die deutsche Delegation und alle Parteien die Unterzeichnung ab. Der Ministerpräsident Scheidemann (SPD)schrieb: „Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in solche Fesseln legte?“ Der deutsche Widerstand und die Forderung zur Milderung der Bestimmungen führte jedoch zu keinem Erfolg. Die Alliierten fordern ultimativ die Unterzeichnung des Versailler Vertrags und drohten mit dem militärischen Einmarsch in Deutschland über den Rhein hinaus. Am 28. Juni 1919 unterschrieb die deutsche Delegation den Versailler Vertrag daher unter Protest. Am 10. Januar 1920 trat der Versailler Vertrag schließlich in Kraft. Der Versailler Vertrag wurde von der deutschen Öffentlichkeit mehrheitlich als "Diktat-" oder "Gewaltfrieden" aufgefasst. Es gab zahlreiche Proteste. In den 1920er und 1930er Jahren war die Frage, wie die verschiedenen Maßnahmen des Vertrages zu bewältigen seien, ein politisches Dauerthema und Anlass für viele innen- und außenpolitische Konflikte. Bildnachweis: William Orpen - The Signing of Peace in the Hall of Mirrors, Versailles (commons.wikimedia.org)

Die historische Bewertung des Versailler Vertrages: "Schandfrieden" oder "Hart aber Fair"? These: Der Versailler Vertrag stellte „objektiv“ so harte Bedingungen an Deutschland, dass die Weimarer Republik zwangläufig scheitern musste und der Weg in den Zweiten Weltkrieg vorgezeichnet war. Keynes: „[The Versaille Treaty is a] Carthaginian peace.“ Antithese: Der Versailler Vertrag stellte vergleichsweise moderate Bedingungen, die Deutschland als staatliche Einheit erhielten und eine dominante Stellung im Zentrum und Osten Europas sicherten Barnett: „[The Versaille Treaty] was hardly a slap on the wrist.“ Evans: „[The German economy was] only marginally influenced by the impact of reparations“ Nicht Versailles sondern die Weltwirtschaftskrise war der Hauptgrund für den Aufstieg des NS-Regimes. Mögliche Synthese: Nicht die „objektiven“ Bedingungen des Versailler Vertrags, sondern die subjektive Wahrnehmung (als „Schandfrieden“) waren ein wesentlicher Faktor auf dem Weg in die NS-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg. Das Bild zeigt eine Kundgebung gegen den Versailler Vertrag in Berlin. Bildnachweis: Bundesarchiv, Bild 102-13605 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de (commons.wikimedia.org)